B28 Neckarbrücke Rottenburg: Maßarbeit der Bauwerkinstandsetzung

Wären die Herren auf dieser Brücke Konditoren, die zu bearbeitende Masse Teig oder Marzipan und ihr Werkzeug ein Rollholz – ihr Werk bekäme einen verdienten Platz im Guiness-Buch der Rekorde. Aber die Bauleute auf der Neckarbrücke bei Rottenburg verarbeiteten Anfang Dezember keine Süßwaren, sondern Transportbeton. Und ihre Teigwalze bestand auch nicht aus Holz, sondern aus Stahl – 7 m lang und eigens für sie angefertigt in einer Duisburger Industrieschmiede.

„Ein tolles Gerät und eine Supertechnik“, sagt dazu Bernd Weimer, STORZ-Bereichsleiter Bauwerksinstandsetzung. „Nur damit konnten wir auf der kompletten Breite und in einem Zug die Fahrbahnplatte betonieren, verdichten und einwandfrei glätten.“ Bei diesem Bauabschnitt handelte es sich um die unterstromseitige Brückenhälfte; auf der anderen Seite des Bauwerks floss der Verkehr in beide Richtungen auf jeweils einer Fahrspur weiter.

STORZ-BWI hatte schon wenige Wochen zuvor von sich reden gemacht, als Bernd Weimer und Polier Hannes Wappis die Arbeiten einer externen Vorspannung des Bauwerks leiteten. Dazu hatte man – ebenfalls auf der Unterstromseite – vier massive Ankerblöcke an die Stege betoniert und diese anschließend mit 30 m langen Stahllitzen verbunden. Diese geben jetzt mit ihren 220 to Zugspannung dem Bauwerk eine zusätzliche Widerstandskraft. Diese Balkenbrücke aus den 70er Jahren wurde so ertüchtigt, kann mit verbreiterten Kappen ausgestattet werden und später mehr Verkehr aufnehmen.

Jetzt aber galt es, den Aufbeton auf dem Überbau zum Gradientenausgleich zu erneuern und dem Bauwerk halbseitig auf über 50 m Länge eine ebene, neue Fahrbahnplatte zu geben. Bewehrungseisen waren schon aufgebracht, um der neuen Betonschicht die nötige Stabilität zu verleihen. „Diese Aufbetonschicht der Brückentafel ist wegen der sehr unebenen Bestandsoberfläche des Überbaubetons teilweise nur 5 cm Zentimeter dick“, erläutert Bernd Weimer. „Deshalb kann man sie nicht mit den sonst üblichen Geräten, etwa einem Flaschenrüttler, verdichten. Aber eine Betonabziehwalze ist dafür ideal. Die haben wir extra für diese Baustelle angeschafft.“

Das Problem: Ein solches Gerät gab es nicht „von der Stange“ in der benötigten Breite. „Die breiteste Walze aus dem Katalog maß nur 6 m. Wir brauchten aber 6,69 m“, sagt Weimer. Da half eben nur Maßanfertigung – mit einem kompetenten Gerätehersteller allerdings kein unlösbares Problem. Ein solches Gerät ist weit mehr als ein übergroßes „Nudelholz“. Die Walze dreht sich vielmehr gegenläufig zur Abziehrichtung und wird angetrieben von einem Hydraulikmotor. Sie verdichtet den Beton durch ihre Vibrationen und glättet ihn gleichzeitig auf der gesamten Einbaubreite. Weimer: “Eine sehr elegante Methode, die einwandfrei funktioniert!“ Zur Anwendung komme sie vielfach bei der Sanierung von Parkhäusern, wenn   vergleichsweise dünne Betondecken eingebaut und eine hohe Ebenheit erzielt werden sollen.

Inzwischen war als zweiter Polier auch Ilir Zogu zur BWI-Mannschaft an der Neckarbrücke gestoßen. Er brachte besondere Erfahrung mit, was den Einsatz von Betonabziehwalzen angeht. Der Einbautag jedenfalls forderte die Mannschaft vom Morgen bis in die abendliche Dunkelheit. Da in Rottenburg die Lufttemperatur zum Einbaubeginn leicht unter 0° lag, wurde der Beton gewärmt angeliefert. Der Einbau musste schnell und in einem Zug erfolgen, ebenfalls das anschließende Glätten der Fläche mittels Flügelglättern. Dann wurde die frisch betonierte Fahrbahnplatte mit Kunststoff-Folien und wärmedämmemden Betonabdeckbahnen abgedeckt, um beim Aushärten eine Rissbildung zu verhindern. „Das alles sieht einfacher aus, als es ist“, resümiert Bernd Weimer. „Aber es ist uns trotz der Jahreszeit und der winterlichen Temperaturen gelungen, ein einwandfreies Ergebnis zu erzielen.“ Wenige Tage später konnte dann auch die breitere, unterstromseitige Kappe betoniert werden.

Maßarbeit eben.

 

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