B27 bei Donaueschingen: Brückenbauen an der jungen Donau

Die Bundesstraße 27 durchquert die Baar von Nord nach Süd wie eine Hauptschlagader. Viele tausend PKW und LKW fahren täglich über ihre seit langem vierspurigen Bereiche, etwa zwischen dem Flugplatz Donaueschingen und Villingen, aber dann mussten sie sich bislang über die zweispurigen Streckenteile in Richtung Blumberg bis zum Kreuz B27 / B31 quälen. Das führte in der Vergangenheit immer wieder zu manchmal schweren Unfällen.

Damit dies ein Ende hat, und dem wachsenden Verkehrsaufkommen gerecht zu werden, wurde und wird der Abschnitt zwischen Donaueschingen-Nord und Hüfingen zweibahnig auf vier Spuren ausgebaut. Auch weiter im Süden, bei Hüfingen-Behla, wurde ein neues Teilstück der B27 als Ortsumfahrung geschaffen. An diesen Baumaßnahmen hat STORZ einen großen Anteil.

Vor allem aber zeichnete STORZ zusammen mit seinem ARGE-Partner STEIDLE verantwortlich für acht Brücken. Die Bauleitung all dieser Projekte lag bei Oberbauleiter Tobias Barthelmeß. Er zieht Bilanz.

 

„Über sieben Brücken musst Du gehen, singt Peter Maffay, aber bei uns sind’s eben acht, und über die sollte man besser fahren“ lacht der Bauingenieur. „Fünf Jahre hat es gedauert, bis alle diese Baumaßnahmen jetzt weitestgehend abgeschlossen sind. Aber es hat sich gelohnt, denn diese unfallträchtige Strecke ist heute nicht mehr wiederzuerkennen.“

 

Eleganter Zubringer

Vor allem kam es immer wieder zu schweren Kollisionen an der früheren Zufahrt Allmendshofen auf die B27. „Für das Regierungspräsidium lag der Schlüssel zur Entschärfung des gesamten Streckenabschnitts in der grundlegenden Umgestaltung dieses Bereichs“, erklärt Barthelmeß. „Die Arbeiten hier begannen 2016.“

Wie bei den später realisierten Bauwerken auch war ARGE-Partner STEIDLE für den Ingenieurbau zuständig und STORZ für den Erd- und Straßenbau. Letzterer bedeutete allein 8.000 m2 Fahrbahnen. „Diese ARGE hat sich als Erfolgsteam herausgestellt“, resümiert Barthelmeß. „Nicht zuletzt deshalb, weil der Auftraggeber beiden Unternehmen die Freiheit einräumte, ihre Gewerke selbstständig zu bearbeiten. Das ist nicht selbstverständlich, klappte bei uns aber partnerschaftlich hervorragend.“

Heute streckt sich elegant ein Brückenbauwerk über die Bundesstraße, über welches sich die Fahrzeuge problemlos in den Verkehr einfädeln können, der unter ihm bald vierspurig fließen wird. Die 50.000 m3 Dammschüttmaterial, die hier eingebaut wurden, fallen nicht mehr auf. Dafür sorgen schon die Begrünung und nicht zuletzt die 70 Bäume, die hier gepflanzt wurden.

 

Auf der Suche nach der Bombe

Wenige hundert Meter weiter südlich trifft man auf ein weiteres Bauwerk, welches die ARGE-Partner STEIDLE und STORZ realisiert haben: BW1a. Autofahrer werden diese Überführung über einen Wirtschaftsweg kaum wahrnehmen, wenn sie auf der B27 an Hüfingen vorbeifahren. Und sie werden auch nicht bemerken, dass es sich eigentlich um zwei Brücken handelt, die nebeneinanderstehen und über die jeweils zwei Spuren der Bundesstraße führen. BW1a ist das neuere Bauwerk.

Mit ihm verbindet sich eine ganz eigene Geschichte aus kriegerischer Vergangenheit. „Ein historisches Luftbild der Amerikaner hat uns darauf gebracht, dass hier möglicherweise Blindgänger liegen könnten“, erklärt Barthelmeß. „Genau hier gab es nämlich eine Flak-Stellung, welche einen Feldflugplatz der Deutschen ein paar hundert Meter weiter östlich schützen sollte.“ Deshalb wurde vor Beginn der Erdarbeiten und dem Setzen der Spundwände zuerst einmal eine Spezialfirma hinzugezogen, die den Bereich mit einem Bohrgerät systematisch untersuchte. Barthelmeß: „Wir bauten für die Zukunft, mussten aber erst die Vergangenheit entdecken… Gott sei Dank wurden keinerlei Blindgänger gefunden.“

 

Schlanke Schönheit am Wegesrand

Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters, aber wenn es um einen „Concours de beauté“ ginge, würde BW9 ganz weit vorne mitspielen. Dabei liegt diese schlanke Schönheit eigentlich am Wegesrand. „Ja, das Bauwerk 9 führt gar nicht über die B27, sondern über die B31, entstand aber im Zuge der ganzen Baumaßnahmen an der Nord-Süd-Strecke“, erklärt Barthelmeß augenzwinkernd. „Auch hat das Team STORZ und STEIDLE sehr gut zusammengearbeitet.“

BW9 ist eine sogenannte „integrale Rahmenbrücke“ aus Stahl. Fahrbahn und Kappen wurden aus Ortbeton auf Stahlträgern hergestellt. Mit ihrer Gesamtlänge von 30 m zählt sie vielleicht nicht zu den technischen Highlights. Zumal über sie lediglich ein simpler Wirtschaftsweg führt. Aber BW9 hat eben etwas, was manch anderer Brücke fehlt: sie ist ganz einfach schön.

 

Die technische Herausforderung

Als technisch große Herausforderung erwies sich Barthelmeß zufolge die Neugestaltung der Überführung über die Donau. „Eigentlich“, so erläutert der Oberbauleiter, “handelt es sich hier um zwei Brückenbauwerke, welche in unmittelbarer Nähe des Zusammenflusses von Brigach und Breg nacheinander entstehen werden.“ Zunächst ist BW8 neben der bestehenden alten Brücke errichtet worden - eine fast hundert Meter lange dreifeldrige Spannbetonkonstruktion über die Donau. Nach Fertigstellung des vierspurigen Ausbaus der B27 wird die Bestandsbrücke abgebrochen und neu gebaut. Dies steht aber noch für die Zukunft an.

 

Drei kleinere Bauwerke

Drei kleinere Bauwerke, welche von den Verkehrsteilnehmern auf der B27 wohl kaum bemerkt werden, komplettieren die Sammlung an neuen Überführungen auf diesem Streckenabschnitt. Es sind die Bauwerke 5, 6 und 7. Bei den ersten beiden handelt es sich um Durchlassbauwerke; das eine ermöglicht die Querung des Riedgrabens unter der Bundesstraße, das andere die des Gutterquellgrabens. In beiden Fällen wurde durch den Ausbau eine Verlängerung bestehender Bauwerke nötig.

BW7 hingegen ergänzt eine bestehende Brücke, unter welcher die Zufahrt zur Kläranlage führt. Wie im Falle des BW1a bei Hüfingen wurde hier ein zweites Bauwerk dem bestehenden hinzugefügt. Über beide verlaufen jeweils zwei Spuren der ausgebauten Bundestraße. Barthelmeß: „Bei all diesen Bauwerken haben STORZ und STEIDLE mit wechselnden Verantwortlichkeiten sehr gut kooperiert.“

 

Brückenbau bei Behla

An zwei weiteren Brückenbauwerken im Zusammenhang mit der B27 war STORZ beteiligt. Wenige Kilometer südlich der Kreuzung von B27 und B31 liegt der Hüfinger Ortsteil Behla. Hier hatte man sich schon seit Jahrzehnten eine Ortsumfahrung gewünscht, die im Jahre 2019 dann auch endlich fertiggestellt wurde. STORZ hat zusammen mit STEIDLE zwei Brücken realisiert, welche die Bundesstraße überqueren. Dabei war STORZ zuständig für die Erdarbeiten, die Baugruben inkl. Entwässerungseinrichtungen, die örtlichen Umleitungen und die neuen Fahrbahnanschlüsse. Insgesamt eine Maßnahme im Umfang von 1,5 Millionen Euro.

Oberbauleiter Barthelmeß, der auch dieses Projekt bei Behla verantwortete: „Es ist ein schönes Gefühl, wenn man zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen nach jahrelanger Arbeit diese zahlreichen und wichtigen Bauwerke an der B27 sieht. Sie tragen wesentlich zum Wohlbefinden der Bevölkerung, vor allem aber zur Verkehrssicherheit auf dieser viel befahrenen Bundesstraße bei. Eine kleine Ära geht zu Ende und es gilt allen Beteiligten - ob Auftraggeber, Argepartner, Baustellenteams oder Nachunternehmer - ein großes Dankeschön. Wir freuen uns schon auf neue Herausforderungen.“

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