Brandbergtunnel Winden: Bergfest und Brückenschlag

Was für ein Timing! Am selben Tag Mitte Juni, am Mittwoch vor Fronleichnam, hatten Bauleute und Bürger zu beiden Seiten des Brandberges in Winden Anlass zur Freude. Die einen auf der Ostseite feierten das Bergfest: Sie hatten im bergmännischen Vortrieb die 380-m-Marke des auf insgesamt 765 m konzipierten Tunnels überschritten. Die anderen auf der Westseite freuten sich ebenfalls: Hier wurde eine Behelfsbrücke über die von STORZ ausgehobene Baugrube gelegt und so die beiden zuvor getrennten Teile des Dorfes wieder verbunden.

Vielleicht wird der eine oder andere Windener ja diese Brücke in den kommenden Monaten als Logenplatz nutzen, um die Bauarbeiten zu beiden Seiten und unter ihr zu verfolgen. „Hier wird richtig viel Erdreich bewegt“, sagt STORZ-Bauleiter Andreas Böhringer. „Unter der Regie von Polier Thomas Stadler werden hier insgesamt 30.000 m3 Boden ausgehoben. Zwei Drittel davon für den Tunnel in offener Bauweise, ein Drittel für das anschließende Trogbauwerk.“

Die Zuschauer auf der Brücke können bald ein aufwendiges und außerordentlich schwieriges Bauverfahren beobachten. Denn die Sohle der Baugrube wird sich unter dem Grundwasserniveau befinden. Die Herstellung der Spundwand und der Aushub finden also im Grundwasser statt. Böhringer: „Die Grube muss beim Aushub geflutet und auch die Betonsohle muss unter Wasser hergestellt werden.“ Dazu werde man sogar Taucher einsetzen. Würde man das Grundwasser vor der Herstellung der Unterwasserbetonsohle abpumpen, liefe man Gefahr, dass das Erdreich nachdrücken würde. Für den Tunnel in offener Bauweise werde ein Verbau mit überschnittener Bohrpfahlwand angelegt. Der Aushub des Tunnels in offener Bauweise stelle sich speziell im Bereich der Portalwand besonders anspruchsvoll dar. Mit Fräse und Meißel müssen wir hier bis zu 10 m durch den kompakten Fels in die Tiefe“.

Sobald die Grundwasserkommunikation im Bereich des 106 m langen Tunneltroges wieder funktioniere, folge der Bau des Auslaufbauwerkes, welches 86 m messen soll. „Die meisten dieser Arbeiten werden im kommenden Jahr vonstattengehen. Für die Ingenieurbauwerke ist unser ARGE-Partner Baresel zuständig“, so Böhringer. STORZ erledige den Erdbau und später den Straßenbau. Bis Mitte 2022 soll dieser Auftrag, der für STORZ immerhin 15 Mio. Euro ausmacht, komplett abgeschlossen sein.

Längere und ungewöhnliche Schauspiele erwarten also die Windener, wenn sie von ihrer Behelfsbrücke aus den Arbeiten zusehen. Diese Brücke habe das Regierungspräsidium Freiburg übrigens aus Beständen der Bundeswehr angemietet, ergänzt Böhringer. Sie soll vor allem den weiteren Transport von Langholz und von Bauteilen für Windkraftanlagen durch das Dorf ermöglichen.

Weniger spektakulär für die Anwohner gehen momentan die Bauarbeiten im Inneren des Brandberges vor sich. Von der Herstellung bergmännischen Tunnels nimmt man lediglich drei- bis viermal täglich ein Grummeln aus dem Berg war, wenn die Sprengmeister mit bis zu 300 kg Sprengstoff den Tunnel vorantreiben. Für den Tunnel in bergmännischer Bauweise rechnet man mit einem Aushub von ca. 90.000 m³. Auch für diesen sei STORZ zuständig, erklärt Böhringer: „Rund 1.500 to Aushub pro Tag müssen von uns abgefahren werden. Sie kommen bei der Verbreiterung der A5 und bei der Anlage eines Lärmschutzwalls zum Einsatz. Ein Teil davon wird auch zur späteren Verfüllung und als Tragschicht für den Brandbergtunnel aufbereitet.“ Bei diesem Tunnelbau sind vor allem die Kollegen des dritten ARGE-Partner gefragt: Heitkamp Swiss. Man hört auf der Baustelle schon den einen oder anderen schweizerischen oder österreichischen Zungenschlag. Böhringer: „Diese Mineure aus den Alpen wissen genau, wie man Tunnel durch Berge hindurch baut.“

Und dass sie ordentlich zu feiern verstehen, stellten sie bei ihrem Bergfest im Juni Im Brandbergtunnel unter Beweis. Zusammen mit ihren Kollegen, die im Freien bauen.

Zurück