Deponiebaustelle Hüfingen: Bergkameradschaft mit Panoramablick

Es ist der einzige künstliche Berg auf der Baar bei Hüfingen, aber von ihm aus hat man einen grandiosen Panoramablick: Im Westen steigt die Landschaft langsam zum Schwarzwald hin an, im Süden erhebt sich der Fürstenberg, im Osten der Wartenberg, der nördlichste der Hegau-Vulkane, viele Millionen Jahre alt. Dieser Berg hier, auf dem Polier Francesco Cottito und seine Kollegen aus dem Bereich Deponiebau arbeiten, existiert jedoch erst seit einem halben Jahrhundert. Es ist die ehemalige Hausmüll- und Bauschuttdeponie des Schwarzwald-Baar-Kreises. Sie wird jetzt endgültig abgedichtet und rekultiviert.

„Bislang waren diese Bereiche der großen Deponie nur provisorisch mit Folie und Erde abgedeckt“, erläutert der Polier. „Wir sorgen jetzt für die finale Oberflächenabdichtung.“ Das sei deutlich komplizierter, als es sich der Laie vorstellen würde. Denn zuerst einmal gelte es, die auf der jetzigen Folie aufgebrachten 30 bis 50 cm Boden zu entfernen und zwischenzulagern ohne die Folie zu beschädigen. Diese Schicht aus Folie und Boden sollte verhindern, dass Regenwasser in den Müllkörper eindringt, welches dann als kontaminiertes Sickerwasser kostenintensiv hätte behandelt werden müssen.

Der neue Aufbau, welcher auf den rund 23.500 m² aufgebracht wird, besteht aus mehreren Lagen mineralischer Bauteile sowie aus vier Lagen Kunststoffbauteile mit einer Gesamtmächtigkeit von ca. 2,50 m.

Die Rohmaterialien für die mineralischen Deponieersatzbaustoffe stammen unter anderem aus STORZ-eigenen Baustellen wie der Tunnelbaustelle B294 OU Winden Brandbergtunnel. In Zusammenarbeit mit STORZ Baustoffe werden aus Entsorgungsmassen qualifiziert hergestellte Deponieersatzbaustoffe.

Die Kunststoffbauteile werden von speziell zugelassenen Nachunternehmern verlegt und verschweißt.

„Das sind sehr widerstandsfähige PE-Folien“, erläutert der Polier. „Es ist ganz wichtig, dass diese Abdeckung dicht ist. Das wird genau überprüft, unter anderem mittels Druckluft.“

Es fallen in regelmäßigem Abstand große runde Betonschächte auf. „Das sind Gasbrunnen“, sagt Cottito und öffnet einen der schwarzen Deckel. Ein mächtiges Rohr mit Absperrhahn wird sichtbar. „Diese Brunnen sind 30-40 m tief. Das Deponiegas wird abgesaugt und über Leitungen zu einem kleinen Blockheizkraftwerk transportiert, wo es verstromt wird.“ Im Zuge der Baumaßnahme wurden bereits sechs neue Brunnen gebohrt; acht weitere werden im Laufe der Arbeiten saniert und entsprechend verlängert.

Cottitto macht es sichtlich Spaß, diesen nicht ganz unkomplizierten Aufbau seiner Deponie und ihrer neuen Abdeckung zu beschreiben. Unter der Bauleitung von Marius Binkert bewegen er und die drei Kollegen seiner Kolonne hier erhebliche Mengen an Boden: Vorarbeiter Salvatore Di Maggio und die beiden Baugeräteführer Vinzenco Puma und Marvin Mink. “Marvin ist unser Ausländer hier,“ lacht Cottitto und verbindet italienische Herzlichkeit mit sizilianischem Witz.

Der junge Kollege bewegt gerade unüberhörbar die CAT D6N-Raupe einen ziemlich steilen Hang der Deponie hinauf. Die GPS-Antennen auf dem Schild deuten an, dass auch hier digitale Steuerungen zu Einsatz kommen. „Nicht so schnell!“ ruft ihm Cottito zu. „Piano – langsam!“ Ansonsten, so erklärt er, mache man es der automatischen Höhensteuerung schwer, exakt zu funktionieren. Im Hintergrund bewegt Vincenzo Puma im Kettenbagger Erdmassen – ebenfalls steil am Hang. Ob das nicht gefährlich sei? „Nein“, meint Cottito, „Salvatore und Vincenzo sind erfahrene Kollegen. Die kennen die Grenzen ihrer Maschinen! Aber – man muss immer auch Respekt haben und darf nicht übertreiben!“

Man bekommt den Eindruck, dass auf diesem künstlichen Berg bei Hüfingen zwischen den Kollegen eine ganz eigene Atmosphäre herrscht – eine ganz eigene Bergkameradschaft. Eine mit tollem Panoramablick zumal.

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