Erschließung Gewerbegebiet Oberbränd: Kommunales Konjunkturprogramm

Manchmal läuten Hochzeitsglocken – manchmal droht die Scheidung: Wirtschaftsunternehmen und Kommunen leben in spannenden und gelegentlich auch spannungsgeladenen Verhältnissen miteinander. Jeder muss etwas beitragen, damit Harmonie herrscht und es nicht zum Bruch kommt. Dies haben sich wohl auch die politisch Verantwortlichen in der Schwarzwaldgemeinde Eisenbach gesagt, als sie eine großzügige Erweiterung des bereits im Ortsteil Oberbränd vorhandenen Gewerbegebietes Rütte I beschlossen – quasi ein kommunales Konjunkturprogramm. Den ansässigen mittelständischen Unternehmen mit einer dreistelligen Zahl von Arbeitsplätzen will man Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Gutes Wetter für die Wirtschaft also.

Von gutem Wetter für den Bau kann allerdings nicht die Rede sein, als die Poliere Waldemar Schroth und Marlon Zugschwerdt sich Zeit nehmen für den Journalisten. Trotzdem ist die Laune gut: „Eine schöne Baustelle – hier geht es voran!“ Das sieht man sofort, wenn man die rund 400 m lange Baustelle entlang der Oberbränder Straße abläuft. Wo jetzt noch Nadelwald steht, werden sich vom kommenden Jahr an Industrie- und Gewerbebetriebe die 6,6 ha teilen, welche die Gemeinde hier zur Verfügung stellt. Landmarken an den Enden des Areals sind zwei große Regenüberlaufbecken, die von ihren Ausmaßen her ohne weiteres ein mittleres Freibad und ein Olympiabecken aufnehmen könnten. Nur: Sie sind deutlich tiefer.

„9 m tief geht es hier runter“, sagt Waldemar Schroth, am Rand des großen Beckens stehend. „Beide zusammen fassen 15.000 m3 Regenwasser. Es kommt doch sehr viel Wasser hier aus dem Waldgebiet.“ Und dieses Wasser muss irgendwo hin. Deshalb haben er und seine Kollegen Viktor Hermann und Viktor Meier seit Baubeginn im April rund 500 m Entwässerungskanäle gebaut. „Das war schon nicht leicht“, sagt der Polier bescheiden. „Wir hatten einen Höhenunterschied von 70 m zu überwinden, bis zu 30% Gefälle am Steilhang und unten am Brändbach ein Sumpfgebiet.“ Regenwasserrohre des Durchmessers DN 400 sollen später die erwarteten Wassermassen in diesen Bach abführen.

Die Kolonne verlegte gleichzeitig Schmutzwasserkanäle. Das Schmutzwasser jedoch wird von den unterhalb der Oberbänder Straße liegenden Häusern wieder hochgepumpt und der kommunalen Entsorgung durch die Kläranlage in Bubenbach zugeführt. Während Schroth berichtet, verfüllen Maschinist Ilhan Ermis aus der MTA in Tuttlingen und Viktor Meier den 5,5 m tiefen Graben.

Schroths Polier-Kollege Zugschwerdt kann ebenfalls mit beeindruckenden Zahlen aufwarten: „Wir verlegen hier 1 km Wasserleitungen, und zwar als Ringsystem. Hinzu kommen ca. 1,5 km Doppelkanal Schmutz- und Regenwasser. Später werden ca. 900 m Randsteine und 4000 m2 asphaltiert.“ Allerdings überraschte der Untergrund dieser Baustelle die beide Poliere und Bauleiter Thomas Reckzeh. „Eigentlich hatten wir hier Felsen erwartet und deshalb auch schon eine Sprenggenehmigung eingeholt. Aber bis auf ein paar große Brocken gab es hier nichts“, erzählt Zugschwerdt.

Und genau das habe auf Seiten der Bauleitung dazu geführt, dass er einiges habe umdisponieren müssen, schildert Reckzeh. Der gesamte Bauablauf sei umgestellt worden. Die mobile Brecheranlage habe er abbestellt, und die Verhandlung über das zu liefernde Material für die Grabenverfüllungen hätten neu geführt werden müssen, da mangels Felsen auch kein gebrochenes Material für Kanal- und Straßenbau zu Verfügung stand. Der anfallende Aushub werde jetzt zu einem großen Teil gleich in der Nähe zum Waldwegebau genutzt.

Facharbeiter David Gemon und Maschinist Andreas Kopp bewegen im Hintergrund Erdmassen. Der Polier zeigt auf die „Achse 1“, die später als Straße das Gewerbegebiet Rütte II in zwei Hälften teilen wird. „Hier haben wir schon Regenwasser- und Schmutzwasserkanal eingebaut, ebenso die Wasserleitungen. Dabei muss man gut auf die Standfestigkeit achten. Bald kommt ein Geogitter darauf und 80 cm frostsicherer Straßenaufbau. Die Auftraggeber wollen sichergehen.“ Verständlich auf rund 990 m Höhe. Harte Winter gehören hier dazu.

Mit rund 2,5 Mio. Euro steht diese Baustelle in den Auftragsbüchern. Eine gute Investition – sowohl für die Gemeinde Eisenbach als Auftraggeber als auch für STORZ als Auftragnehmer.

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