Erschließung in Rosenfeld-Heiligenzimmern: Bauen zu Füßen der Kaiserlinde

Sie scheinen kaisertreu gewesen zu sein, die Bürger aus Heiligenzimmern. Im Jahre 1913 pflanzten sie aus Anlass des 25-jährigen Thronjubiläums ihres Herrschers Wilhelms II. eine Linde. Seit 109 Jahren steht dieser Baum also schon am Waldrand im Gewann Kräuterrain. Zwei Kriege hat er überlebt, so manchem Wanderer Schatten gespendet und bestimmt auch das eine oder andere Liebespaar belauscht. Von seiner Anhöhe aus sieht man bei gutem Wetter sogar die Burg Hohenzollern bei Hechingen. Zu Füßen dieser Linde erschließt STORZ das Neubaugebiet „Kohl-Hofäcker III“ in diesem Rosenfelder Stadtteil.

22 Bauplätze entstehen hier. Polier Marlon Zugschwerdt sorgt mit seinen Facharbeiter-Kollegen David Gemon und Marius Lauche, den Maschinisten Daniel Höll und Igor Golik sowie mit Azubi Kevin Jegg für deren Infrastruktur. Unter der Bauleitung von Bernd Stanschewski verlegen die Storzianer 2 km Kanäle im Trennsystem, Trinkwasser- und Stromleitungen sowie Speedpipes für eine spätere Versorgung mit Glasfaser. „Das volle Programm – außer Gas“, sagt Zugschwert gut gelaunt. Er scheint sich ausgesprochen wohlzufühlen auf dieser Baustelle mit dem wunderbaren Ausblick über das Zimmertal. „Besser könnte es nicht laufen“, sagt er. „Wir haben hier ein super Team und super Wetter. Was will man mehr?“

Gute Leute und gutes Gerät braucht der Polier auch, um an diesem Hang die Kanäle mit zum Teil 9 % Steigung zu verlegen. „Das ist für uns allerdings nicht so schlimm“, meint er. „Wir sind Steigungen gewohnt. Wir kommen schließlich aus dem Schwarzwald.“

Der Höhenunterschied in diesem Wohngebiet beträgt etwa 30 m. Man sieht Schächte wie kleine Schlote aus der Erde ragen. Die Hausanschlüsse, die derzeit gesetzt würden, seien mit 5 m recht tief: „Das werden wir später alles noch aufschütten und das Gelände hier umformen“, so der Polier. Zwei Kettenbagger CAT 329 sind im Einsatz.

Das Kanalsystem ist angeschlossen an Hauptrohre, die in Richtung der Kläranlage beziehungsweise des kleinen Flusses Stunzach führen. Zugschwerdt: “Unsere längste Haltung hat 178 Meter gemessen. So etwas habe ich vorher noch nicht erlebt.“ Mit dem Fachbegriff ‚Haltung‘ meint er die Strecke zwischen zwei Schächten. Man habe dafür einen Spezial-Kanallaser eingesetzt. Überhaupt spielt auch an dieser Baustelle Digitaltechnik eine wichtige Rolle. Die GPS-Station ist diskret in einem der STORZ-Container platziert.

Und dann macht Zugschwerdt auf eine Besonderheit aufmerksam. In einem quadratischen Schacht fällt ein kompliziertes Anschlusssystem auf, verbunden mit blauen Rohren. Die Trinkwasserleitung? „Ja“, sagt Zugschwert, „aber dies hier ist ein Hydrantenschacht nach Württemberger System. Den würden wir in Baden wahrscheinlich nicht einbauen. Dort ist diese Bauweise nicht verbreitet.“ Und dann erklärt er die Funktionsweise dieses speziellen Hydrantensystem, welches zentral gleich mehrere Häuser mit eigenen Absperrschiebern verbindet und das für die Löschwasserentnahme einen zentralen, oben liegenden Zugang aufweist. Diese Hydranten lägen sehr tief und seien deshalb frostsicher, sagt er. Man müsse sie mit einem besonders langen Standrohr bedienen.

Dieses Schachtsystem geht übrigens zurück auf den Königlichen Baudirektor Karl von Ehmann, der es gegen Ende des 19. Jahrhunderts zum Schutz der Wasserleitungen und zu deren besserer Organisation in Württemberg einführte.

Und zwar, bevor Kaiser Wilhelm II. den preußischen Thron bestieg. Vielleicht kein uninteressanter Aspekt zu Füßen der Kaiserlinde von Heiligenzimmern.

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