Freiburg Tiefgarage Kollegiengebäude II: Betonsanierung in Pilgerschritten

Sein Name könnte neutraler kaum sein: Kollegiengebäude II heißt der denkmalgeschützte Bau aus den 50er Jahren, zentral gelegen in Freiburg am Platz der alten Synagoge. Hier hörten jahrzehntelang Studenten der Rechts- und der Wirtschaftswissenschaften die Vorlesungen ihrer Professoren. Das Gebäude wird derzeit generalsaniert und technisch für die Zukunft fit gemacht. Die STORZ-Bauwerkinstandsetzung ist dabei mit der Sanierung der Tiefgarage beteiligt.

BWI-Polier Hannes Wappis kann es kaum glauben, als er seinen Gast am gut bewachten Eingang dieser Baustelle abholt: Vor ihm steht dieser ausgerüstet mit gelber Warnweste, aber auf dem Platz dahinter sind hunderte von Menschen ähnlich gekleidet zu sehen. Ob die alle in die Tiefgarage wollen? Nein, natürlich nicht. Es sind Mitglieder der Gewerkschaft ver.di, die in diesen Märztagen optisch auffällig für verbesserte Tarifbedingungen eintreten.

Dann geht es in den Keller, ins zweite Untergeschoß, genauer gesagt auf das unterste Parkdeck. Was einmal eine Tiefgarage war, mutet jetzt an wie die Sohle eines Bergwerks. Der Boden aufgerissen, die Pfeiler und Wände zum Teil abgespitzt. Außer Wappis arbeitet hier noch Heiko Buchmüller. Es sieht chaotisch aus.

„Das täuscht gewaltig“, lacht Hannes Wappis. „Wir arbeiten hier schon mit System. Die Schäden verdanken wir Chloriden. Über Jahrzehnte haben die Autos, die hier parkten, Tausalze miteingebracht. Und die haben dem Beton zugesetzt, ihn quasi angefressen. Unsere Aufgabe ist es jetzt, die Wände und besonders die Pfeiler zu sanieren und dabei auch zu ertüchtigen.“

Dies geschehe in mehreren Schritten, erklärt der Polier. Zuerst ermittle man durch Bohrproben den Grad der Schädigung der Pfeiler. Daraus ergebe sich, wie tief der alte Beton abgetragen werden muss. „Das machen wir dann mittels Hochdruckwasserstrahl. Eine Technik, welche die innenliegende Stahlbewehrung nicht beschädigt.“

Aus statischen Gründen jedoch könnten die einzelnen Pfeiler nicht rundherum freigelegt werden. Vielmehr trage man an jeweils einer Ecke den alten Beton in Höhe von 70 Zentimetern ab, so Wappis: „Dann ersetzen wir den abgestrahlten Beton durch Spritzmörtel. Wir brauchen pro Pfeiler also vier Sanierungsdurchgänge oder auch Pilgerschritte. Drei Tage lang dauert es jeweils, bis der neue Beton ausgehärtet ist, erst dann können wir weitermachen. Das dauert bei insgesamt 28 Pfeilern auf dieser Ebene natürlich eine gewisse Zeit. Aber bei dieser Gelegenheit ertüchtigen wir die Stützen auch, indem wir den neuen Beton 1 cm stärker auftragen.“

Ähnlich gehe man bei Wandarealen vor, die ebenfalls durch Chloride geschädigt wurden. Das nötige Material liegt schon bereit; es fallen einige Paletten mit gelben Säcken auf: Spritzmörtel, der sich besonders für statisch beanspruchten Betonteile eignet.

Wappis: „Mit einer Auftragssumme von rund 150.000 Euro ist dies kein großes Projekt. Bautechnisch ist es nicht kompliziert, aber die logistischen Vorgaben sind herausfordernd. Diese Baustelle ist stark reglementiert. Fahrzeuge und Arbeitszeiten müssen genau angemeldet werden; das ist ein erheblicher bürokratischer Aufwand. Und dann ist es ausgesprochen schwierig, Material und Maschinen über engste Wege und Schächte rauf und runter zu befördern.“

Und dann sagt er noch: „Unsere Baustelle macht aber deutlich, das STORZ-BWI nicht nur Brücken und Ingenieurbauwerke saniert und modernisiert. Wir sind in unserem Bereich inzwischen sehr breit aufgestellt.“

Ende April war man mit dieser Sanierung fertig. Die Generalsanierung des gesamten Gebäudes soll bis 2026 dauern. Dann soll hier die rechtswissenschaftliche Fakultät einziehen. Vielleicht wird aus dem lieblosen Namen „Kollegiengebäude II“ ja dann das neue „Juridicum“.

 

Informationen zu den Bildern:

Im zweiten Untergeschoss das Kollegiengebäudes II der Universität Freiburg werden Pfeiler und Wände der Tiefgarage saniert.

 

In den markierten Bereichen der Pfeiler wird der alte Beton entfernt. Der neue Spritzmörtel wird 1 cm stärker aufgetragen.

 

Auch die Sanierung der Wände erfolgt schrittweise – im Pilgerverfahren.

 

Auf dem Platz der alten Synagoge in Freiburg wundert sich STORZ-Polier Hannes Wappis über die vielen Gelbwesten. Die Antwort: Ver.di-Mitglieder demonstrieren.

 

 

Zurück