Güterbahnhofareal Tübingen: Nach dem Chaos kommt die Abrechnung

Am alten Tübinger Güterbahnhof sieht es immer noch wild aus: mehretagige Büro- und Wohn-Container auf der einen Seite, das denkmalgeschützte alte Lagergebäude auf der anderen. Hier befindet sich das STORZ-Baubüro. Dies alles inmitten eines neuen Tübinger Stadtteils, der angesichts seiner baulichen Gestaltung und Anlage moderner nicht sein könnte. Das Großprojekt geht nach gut fünf Jahren der Erschließung und des Baus seiner Fertigstellung entgegen. STORZ hat dabei eine wichtige Rolle gespielt: beim Tiefbau, beim Straßenbau, beim Pflasterbau. In der aktuellen Endphase kommt es insbesondere auf Detailarbeiten an.

Heute steht der wöchentliche Jour fixe mit dem städtischen Auftraggeber und dem zuständigen Ingenieurbüro an. Kurt Schmidt und Michael Fuchs sind schon eine Stunde früher erschienen, um ihre Aufgaben und den Stand des Projektes zu erläutern. Insbesondere der ehemalige Sigmaringer Niederlassungsleiter Schmidt scheint mit seiner neuen Rolle als Bauleiter noch etwas zu fremdeln. Er schmunzelt: „Ich war jahrzehntelang Leiter eines Bereichs oder einer Niederlassung. So eine Bauleitung ist dagegen richtig konkret. Und man muss sich auch unterordnen können. Aber es funktioniert!“ Michael Fuchs hört sich das an und grinst nur. Auch er ist ein alter Hase und weiß Bescheid. Die beiden verstehen sich gut.

„Wir hoffen, dass wir im Herbst hier alles abschließen können“, sagt Fuchs, der diese Baustelle seit 2015, also von Anfang an begleitet hat. Die Anlage der Westspitze als Ruhezone habe man jetzt hinter sich. Derzeit arbeite man an der Hanna-Bernheim-Straße mit ihren rund 50 gepflasterten Parkblocks. Und dann folgten die Querstraßen mit Asphaltierung und Pflasterarbeiten, aber auch mit Straßeneinläufen zur Entwässerung, mit Beleuchtungseinrichtungen oder mit Ladesäulen für E-Autos. Schmidt: „Das sind sehr viele Details. Da muss man richtig aufpassen.“

Richtig aufpassen müssen die Storzianer und die von ihnen beauftragten Pflasterer aber auch aus anderen Gründen. Schmidt: „Wir sind hier nicht die einzigen. Handwerker geben sich an den Neubauten die Klinken in die Hand, dann kommen die Bewohner und ziehen ein. Auf den Straßen herrscht regelmäßig Chaos!“ Und das verzögere die Arbeiten enorm, mache sie schwieriger und teurer: „Wir planen einen Ablauf, gehen raus und sehen einen großen Lastwagen entladen. Da weiß man genau: Der braucht zwei Stunden. Dann noch das eine oder andere eingeklemmte Auto, das nicht wegfahren kann! Wie soll das funktionieren?“ Zwar habe man nach langen Verhandlungen mit dem Auftraggeber eine finanzielle Lösung gefunden, aber hinderlich sei das alles schon.

Beim Finanziellen kennt sich Michael Fuchs gut aus. Zwar trägt letztlich die Bauleitung die wirtschaftliche Verantwortung für eine Baustelle. Als Abrechner aber muss er die erbrachten Leistungen haarklein erfassen. Er sei selbst früher Bauleiter gewesen und verstehe die Abläufe, sagt Fuchs bescheiden. Die Baustelle hier kenne er in- und auswendig. Was er nicht wisse, erfahre er vom Polier – in diesem Fall von Günter Springer. Man müsse sich in eine Baustelle hineindenken können, sagt er, von der Kalkulation über die erbrachten Leistungen bis zu den Nachträgen.

Und dann macht Kurt Schmidt ihm und seinen Kollegen ein großes Kompliment: „Abrechnung ist eine ganz wichtige Aufgabe in einem Unternehmen. Sie wird leider immer unterschätzt. Abrechnung - das ist hohe Kunst!“

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