Im Schotterwerk Neuhausen: Uhu-Nachwuchs „unter der Haube“

 

Über Nachwuchs freut man sich immer. Ganz besonders natürlich, wenn es um eine streng geschützte Tierart geht. Im STORZ-Schotterwerk Neuhausen ob Eck gibt es dieses Jahr wieder eine erfreuliche Nachricht: Gleich zwei junge Uhus kamen hier zur Welt. Gut geschützt unter einer Blechhaube, welche den künstlich angelegten Brutplatz vor Steinschlag und vor Wetterunbill schützt.

„Ob die Uhus einen ihnen angebotenen Brutplatz annehmen, kann im Voraus niemand sagen“. Olaf Oczko spricht aus Erfahrung. Der ehrenamtliche Naturschutzwart betreut im Landkreis Tuttlingen zahlreiche Brutstätten dieser Greifvögel: „Im Schotterwerk Neuhausen scheint es den Uhus zu gefallen. Im vorvergangenen Jahr konnten wir hier drei Junge zählen und in diesem Jahr zwei. Dies ist ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz.“ Uhus seien dank konsequenter Schutzmaßnahmen inzwischen häufiger zu beobachten als vor wenigen Jahren noch. In Deutschland gebe es wieder einige tausend Paare dieser Felsenbrüter. Trotzdem sei der Druck durch menschliche Aktivitäten hoch. Umso wichtiger seien eben Abbaustätten als Ersatzbiotope.

Dem stimmt auch Matthias Beck zu. Er betreut mit seinem Karlsruher Planungsbüro die Entwicklung des Steinbruchs seit Jahren aus landschaftspflegerischer Perspektive. Sein Blick richtet sich nicht nur auf Greifvögel wie den Uhu, sondern auch auf andere Arten. Auch die Lebensräume von Amphibien wie Kröten oder Reptilien wie Eidechsen begleitet er mit wachsamem Auge. Dass ein Uhu-Paar sich auf diesem im vergangenen Jahr angelegten Ersatzbrutplatz wohnlich eingerichtet hat, freut ihn ganz besonders: „Im vorletzten Jahr hatten Uhus einen künstlich angelegten Platz bereits angenommen, im letzten Jahr wiederum nicht, aber diesmal hat es geklappt. Das kann man nicht vorhersagen.“

Einhelliges Lob zollen die beiden der Mannschaft um Werkleiter Matthias Kohli. „Im Schotterwerk Neuhausen ist der Naturschutz ein wichtiges Thema. Man nimmt ihn ernst, und alles läuft ja prima. Nicht nur, was den Uhu angeht.“ So seien es ganz alltägliche Verhaltensweisen beim Abbau, welche große Unterschiede ausmachten. Kröten laichen beispielsweise in den Tümpel und Pfützen im Gewinnungsbereich. „Um diese ‚Biotope auf Zeit‘ machen die Fahrer dann einen Bogen, um die Brut nicht zu gefährden“, erklärt Beck.

Der besondere Schutz für die Uhus in Neuhausen und für ihren Nachwuchs gehe übrigens auf eine Idee von Kohli zurück, erzählt Oczko. „Der angelegte Ersatzbrutplatz war an sich nicht schlecht, aber leider steinschlaggefährdet. Deshalb musste man sich etwas einfallen lassen. Der Werkleiter hatte die Idee, die Abdeckung eines Förderbandes zu nehmen. Und damit es bei Regen darunter nicht zu laut wird, hat man noch eine Gummimatte drübergelegt. Ungewöhnlich, aber ideal. Diesen Komfort scheinen die Uhus verstanden zu haben und zu genießen.“

Dabei sei bemerkenswert, dass sich die Tiere vom laufenden Steinbruchbetrieb nicht stören ließen, sagt der Naturschutzwart. „Wenn der große Muldenkipper vorbeifährt, macht ein Alttier noch nicht einmal die Augen auf. Auch nicht, wenn er Menschen sieht, die es kennt. Aber Vorsicht! Sobald ihm etwas ungewöhnlich erscheint, hat es seine volle Aufmerksamkeit.“

Die jungen Uhus sind inzwischen flügge und haben ihr Nest verlassen. Noch wenige Monate lang werden sie von den Alttieren gefüttert, die ihnen auch die Kunst der Jagd beibringen. Sie sind sozusagen „fliegende Lehrlinge“. „Wir sind gespannt, ob die Uhus nächstes Jahr wieder nach Neuhausen zurückkommen“, sagt Matthias Beck. Futter sollte es hier eigentlich genug geben, Kleintiere wie Mäuse und Kaninchen etwa. Und Uhus sind eigentlich standorttreu: „Aber man kann eben nie wissen.“ Und wenn ein Uhu-Paar sich wieder in Neuhausen ansiedeln sollte, sei durchaus nicht gesagt, dass es denselben Brutplatz nutzen und seinen Nachwuchs wieder „unter der Haube“ aufziehen werde.

Im STORZ-Steinbruch in Brigachtal-Klengen gebe es übrigens auch einen Uhu, ergänzt Beck. Allerdings sei man hier nicht sicher, ob er dieses Jahr Nachwuchs hatte. 2022 habe man hier zwei junge Uhus beobachtet. Auch hier sei er gespannt auf die weitere Entwicklung. Der Rekultivierungsplan für die Klengener Abbaustätte jedenfalls schaffe beste Voraussetzungen für die Greifvögel und für einen umfassenden Artenschutz.

 

Informationen zu den Bildern:

Uhu mit Nachwuchs „unter der Haube“ – im Schotterwerk Neuhausen hat ein Uhu-Paar diesen ungewöhnlichen Brutplatz akzeptiert.

Achtung! Hier widmet ein Alttier dem Fotografen seine volle Aufmerksamkeit.

Man wird langsam flügge – ein junger Uhu erkundet Mitte Juni seine Heimat im Schotterwerk Neuhausen.

Bilder: Olaf Oczko

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