Ingenieurtagung 2020

Neubauthemen in Meersburgs Neuem Schloss

Die Kulisse hätte man sich kaum historischer denken können. In Meersburgs Neuem Schloss, der ehemaligen Residenz der Fürstbischöfe von Konstanz, trafen sich diesmal die STORZ-Ingenieure zu ihrer jährlichen Tagung. Im barocken Festsaal und mit Blick über den Bodensee besprachen sie zusammen mit der Geschäftsleitung allerdings Themen, die weniger mit Geschichte als vielmehr mit Gegenwart und Zukunft zu tun haben. Die führenden Mitarbeiter ließen sich von mehreren ihrer Kollegen und einem externen Referenten über diverse Großbaustellen sowie über technische Pilotprojekte des Unternehmens informieren.

Christoph Feger, Projektleiter im Bereich Großprojekte, machte den Auftakt und warf einen Blick in Richtung Konstanz. Hier entsteht der Bauabschnitt E im Rahmen des Ausbaus der B33neu. STORZ bildet dabei zusammen mit Baresel die Dach-ARGE des Projektes. Während die Partnerfirma für den Ingenieurbau verantwortlich zeichnet, wird der Tief- und Straßenbau von einer ARGE zwischen STORZ und Schleith realisiert. Mit einem Auftragsvolumen von insgesamt 50 Mio. Euro ist dieser Bauabschnitt E der teuerste in der gesamten Ausbauplanung der B33neu. Feger berichtete über den Stand der Arbeiten und ging insbesondere auf die Wasserproblematik an dieser Großbaustelle in unmittelbarer Seenähe ein. Der Tunnel Waldsiedlung stelle alle Beteiligten vor größte Herausforderungen.

Wasser bereite auch große Probleme beim Projekt B31 Tunnel Waggershausen, erläuterte Johannes Schubert, Abteilungsleiter im Bereich Projektservice. Er informierte seine Kollegen über den Sachstand an dieser großen Baustelle im Norden Friedrichshafens. Auch hier baut STORZ in einer ARGE mit Baresel, auch hier ist man für den Tief- und Straßenbau zuständig. Inzwischen habe man die Fahrbahnen im 700 m langen Tunnel asphaltiert, erläuterte Schubert. Er ging ausführlich auf Besonderheiten beim Auftraggeber DEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) ein, von der Submission über die Bauausführung bis zum Nachtragsmanagement.

Christian Rebmann, Bereichsleiter Asphalteinbau, trug das Pilotprojekt „B313 Krumbach-Meßkirch – Storz 4.0“ vor. „Do what you can’t“ lautet denn auch selbstironisch der Untertitel dieser Maßnahme. Hier habe man bei der Erneuerung der Fahrbahn auf 2,7 km Länge freiwillig die Maßstäbe des Handbuchs QSBW 4.0 (Qualitätsstraßenbau Baden-Württemberg) angelegt, um dessen Vorgaben an der Wirklichkeit zu messen. Es seien konsequent digitale Techniken zum Einsatz gekommen, vom Straßenscan über Vermessung und Fräsen sowie über den Asphalteinbau und die Logistik mit dynamischer Taktkarte bis hin zur Verdichtungskontrolle. Die bei diesem Projekt gesammelten Erfahrungen seien mit Blick auf weitere Baustellen ausgesprochen wertvoll, so Rebmann.

Digitalisierung und Automatisierung in der Vermessung war das Thema von Joachim Wiedenbach, Vermesser in der Niederlassung Tuttlingen. Am Beispiel dieser 6,3 km langen Baustelle der K 6177 Bittelbrunn-Honstetten schilderte er den Einsatz eines Absteckroboters. Aufgabe dieses „TinySurveyor“ war es, den Fahrbahnrand für den Asphalteinbau in kurviger Geometrie zu kennzeichnen. Das Gerät navigiere satellitengestützt und arbeite mit einer Höchstgeschwindigkeit von 7 km/h. Wiedenbach schilderte die im Testeinsatz gemachten Erfahrungen. Potential für wirtschaftliche Einsätze eines solchen Gerätes sei durchaus vorhanden.

Einen Rückblick auf die Großbaustelle der B31neu bei Überlingen warf Christian Fischer, STORZ-Bauleiter bei dem Projekt. Er ließ die wesentlichen Meilensteine in der Geschichte dieses Großprojektes seit 2015 noch einmal Revue passieren, von den nötigen sieben Brückenbauwerken über die Herstellung des Knotenpunktes an der L195 bis zur Anlage und Asphaltierung der Fahrbahnen zwischen Tierheimkreuzung und Burgberg. Erst vor wenigen Wochen sei dieses Projekt fertiggestellt worden – im Zeitplan und rechtzeitig zur Landesgartenschau 2020.

Dirk Münzner, Geschäftsführer der Ingenieurgesellschaft Boll und Partner, sprach über das Thema „BIM im Tiefbau“. Von der Vorplanung bis zur Ausführung stellte er die Erfordernisse und Vorteile eines digital gestützten Building Information Managements dar. Das Unternehmen war in die Neugestaltung und den Ausbau der B31 zwischen Immenstaad und Friedrichshafen planerisch einbezogen und lieferte Vorentwürfe und Entwürfe nach der BIM-Methode und mit Hilfe von 3D-Modellierungen.

Doch nicht nur Bauwerken der modernen Infrastruktur galt bei dieser Jahrestagung der STORZ-Ingenieure deren Interesse. Auch dem alten Schloss in Meersburg widmeten sie zum Ende des Tages ihre Aufmerksamkeit bei einer Führung durch dessen historische Kulisse. Seine Ursprünge reichen über 1100 Jahre in die Vergangenheit zurück. Mit einem gemeinsamen Abendessen im Gartensaal des Neuen Schlosses klang diese Ingenieurtagung aus.

Zurück