Ingenieurtagung 2022: Aufbruchstimmung nach erzwungener Pause

Freude, Erleichterung, Aufbruchstimmung - dies waren wohl die vorherrschenden Gefühle bei der diesjährigen STORZ-Ingenieurtagung. Nach zwei Jahren corona- bedingter Pause konnte man sich endlich wiedersehen - und das in gewohnt exklusiver Atmosphäre. Das Parkhotel Sankt Leonhard, hoch gelegen am Überlinger Ufer des Bodensees, erlaubte nicht nur Blicke in die Ferne. Es lud geradezu dazu ein, die Gedanken in die Zukunft schweifen zu lassen.

Der eine oder andere konnte bei dieser unternehmensinternen Fachkonferenz endlich Telefon-Bekanntschaften mit echten Menschen verknüpfen. 13 Kollegen, die in den letzten beiden Jahren neu ins Unternehmen eingetreten waren, stellten sich hier persönlich vor. Sie alle hieß im Namen der 80 anwesenden Kolleginnen und Kollegen sowie der Geschäftsleitung Markus Elsen willkommen, der auch bei dieser Ingenieurtagung die Rollen des Dramaturgen, des Regisseurs und des Moderators innehatte.

Den Reigen der großen und anspruchsvollen Bauprojekte, welche die Kompetenz und die Bandbreite der Leistungen des Unternehmens repräsentieren, eröffneten Bauleiter Andreas Böhringer und Polier Thomas Stadler. Sie informierten über den Stand der Arbeiten am Brandbergtunnel in Winden/Elztal und nutzte die Gelegenheit, das facettenreiche Projekt in Gänze vorzustellen. Denn hier arbeiten die Mitglieder der ARGE aus STORZ, Heitkamp und Baresel parallel an drei Abschnitten:  am Tunnel durch den Brandberg, der in bergmännischer Weise vorgetrieben wurde und dessen Innenschale derzeit entsteht; am Tunnel in offener Bauweise, dessen Ingenieurbau im Wesentlichen abgeschlossen ist und der noch mit dem Tunnel durch den Berg verbunden werden muss; am Trogbauwerk, welches die Ein- und Ausfahrten am künftigen Westportal umfasst. Ende März wurde der Nassaushub abgeschlossen. Die Sicherungsmaßnahmen für eine bevorstehende Betonage unter Wasser liefen bereits. Boehringer: „Eine ausgesprochen anspruchsvolle Baustelle mit Lösungen, die man nicht alle Tage einsetzt.“

Josef Bosch erläuterte die Bauabschnitte C und D an der B33neu zwischen Allensbach und Hegne. Hier wurde in unmittelbarer Nachbarschaft des Bodensees eine umfangreiche Konsolidierung des Beckentons vorgenommen. Erzielt wird diese Entwässerung des Bodens durch die Auflast eines mehrere hundert Meter langen Dammes. Zuvor hatte man auf dieser Fläche 6.500 Bohrungen von je 25 m Tiefe niedergebracht. In ihnen stecken Schläuche, durch welche das Wasser nach oben gedrückt und durch eine eigene Sickerschicht in Richtung Süden abgeleitet wird. Bosch: „Diese Vertikaldrainage ist ein Verfahren, wie es oftmals in Holland angewandt wird.“ Die Setzungen des Bodens würden mit Vertikal- und Horizontal-Inklinometern gemessen, so der Oberbauleiter.

Eine Verbesserung des Projektmanagements bei STORZ ist das Ziel der Vereinheitlichung des Projektcontrollings, welche Christoph Feger und Patrick Jait vorstellten. Im Rahmen eines Pilotprojekts würden Schnittstellen zwischen vorhandenen Software-Lösungen geschaffen, um einen besseren Überblick über die Kosten und Leistungen von Baumaßnahmen zu erzielen. Bislang gebe es Defizite in der Verknüpfung verschiedener Phasen eines Bauprojektes - von der Planung über die Ausführung bis zur Überprüfung und Steuerung. Ein neues Softwaretool soll alle bisherigen Anwendungen miteinander verbinden. So sollen von der gewerkegenauen Erfassung von Leistungen bis zu eventuell nötigen Nachberechnungen alle Schritte nachvollziehbar dargestellt werden können.

Die Präsentation der neuen Führungsgrundsätze bei STORZ lag in den Händen von Unternehmensberaterin Dr. Daniela Dolle. Diese über längere Zeit von der Geschäftsleitung und der zweiten Führungsebene erarbeiteten Leitlinien des Unternehmens wurden auf der Ingenieurtagung erstmals einem breiteren Publikum vorgestellt (siehe eigenen Bericht). Die Leiter der STORZ-Niederlassungen Guido Wagner, Karsten Roth, Michael Cargiet und Jochen Barany sowie Christoph Feger, Bereichsleiter Großprojekte, übernahmen es, die Grundsätze im einzelnen zu erläutern.

Markus Binkert, Bauleiter im Bereich Deponiebau, stellte die mit neuem Gerät ausgerüstete Bodenverbesserungseinheit vor. Sie stehe nicht nur auf Deponie- Baustellen zur Verfügung, sondern bei sämtlichen STORZ-Baumaßnahmen. Binkert erläuterte ferner die Bauprojekte des Unternehmensbereiches in den Deponien Hüfingen, Weiherberg und Titisee-Neustadt.

Um innerstädtisches Bauen im Bestand ging es am Beispiel des Bauvorhabens in der Ringstraße in Neustadt dem zuständigen Bauleiter Arne Hensle. An dieser Hauptverkehrsstrecke durch die Schwarzwaldgemeinde hatten über 13 Monate lang Storzianer Erdbau-, Kanalbau- und Straßenbauarbeiten ausgeführt. Auch ein Nahwärmenetz war verlegt worden. Dies alles geschah bei laufendem Betrieb. Hensle ging in seinem Referat auch auf die Probleme ein, welchen er und seine Kollegen während des Baus begegnet waren, und gab Tipps für deren Lösungen.

Hechingens „gute Stube“ stellten Michael Cargiet, Niederlassungsleiter Ravensburg, und STORZ-Bereichsleiter Pflasterbau, Jürgen Maas, vor: den neu gestalteten Obertorplatz. Innerhalb von anderthalb Jahren hatte STORZ als Generalauftragnehmer diesen zentralen Platz grundlegend umgestaltet, ebenfalls unter Verkehr. Dazu gehörten umfangreiche Infrastruktur- und Kanalbau- sowie Pflasterarbeiten. Mit Blick auf klimatische Veränderungen habe man ein besonderes Regenwassermanagement angelegt und 80 Bäume auf dem Areal gepflanzt – Stichwort „Schwammstadt“, so Maas. Inzwischen gilt der Obertorplatz mit seinen neu angelegten Wasserspielen und den ausgedehnten Ruheräumen zu den bevorzugten Aufenthaltsorten der Hechinger.

Einen gänzlich anderen Blick auf die jüngere Generation und ihre Ansprüche an ihr Berufsleben tat Philipp Riederle. Er gilt inzwischen als einer der begehrtesten Vortragsredner in Sachen Digitalisierung und Generation Y. Warum junge Menschen ein anderes Unternehmensumfeld fordern und erwarten, konnte er an zahlreichen Beispielen erläutern. An Motivation mangele ist der nachfolgenden Generation keineswegs, erklärte Riederle, der als 13-jähriger bereits einen viel beachteten Podcast initiiert hatte. Für Unternehmen sei es durchaus möglich, den begehrten Nachwuchs anzulocken, wenn diese denn bereit seien, strukturelle Veränderungen vorzunehmen und den Jüngeren entsprechende Angebote zu machen.

Mit einem gemeinsamen Abendessen und einem gemütlichen Beisammensein klang diese Ingenieurtagung an den Ufern des Bodensees aus. Besonderer Dank für hervorragende Organisation und technischen Support ging an Denise Elsler und Sascha Sander.

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