Kanalerneuerung Mainaustraße Konstanz: Präzision über und unter der Erde

Wer von Konstanz kommt und die Fähre nach Meersburg nehmen will, muss hier entlang. Zwischen dem Hockgraben mit seinen Studentenwohnheimen zur Linken und einer historisch-gutbürgerlichen Bebauung zur Rechten schlängelt sich die Mainaustraße hoch bis nach Staad. Eine Hauptverkehrsader. Jetzt bekommt diese Straße einen neuen Mischwasserkanal. Unter der Bauleitung von Josua Grothaus sorgen Polier Steffen Hess und seine Kollegen dafür.

Beim Besuch im Februar trifft man jedoch zuerst einmal eine Kollegin, und die macht ihrem Namen alle Ehre: Sabine Fröhlich. Sie hat ihren vierachsigen Arocs-Kipper gerade präzise zwischen den Warnbaken rückwärts eingeparkt. In diesen Tagen pendelt sie zwischen dieser Baustelle und einem Lagerplatz. 18 to Aushub transportiert sie jeweils. Seit 40 Jahren sitze sie „auf dem Bock“, habe Lastzüge im Fernverkehr bewegt: „Frankreich, Italien, Deutschland – kenne ich alles“, lacht sie. Bei STORZ fahre sie seit 20 Jahren: „Das hier ist mein Ding! Ich bereue keinen einzigen Tag!“ Da soll noch einmal jemand sagen, das Bau- und Transportgewerbe sei immer noch reine Männersache!

Wenige Schritte weiter belädt Baugeräteführer Michael Bürger den Arocs. Virtuos wirbelt er den Ausleger seines Radbaggers herum. Er arbeitet vertretungsweise auf dieser Baustelle, die man Mitte Januar begonnen hat und bis Ende des Sommers abschließen will. Im bereits ausgehobenen Graben steht Facharbeiter Wolfgang Reichle und wartet, dass ihm Bürger das nächste Kanalrohr DN 600 anliefert. Der hat inzwischen mittels Schnellwechsler einen Rohrgreifer angebaut und bugsiert das nächste Stahlbetonsegment in den Untergrund. Mittels Kanallaser optimiert Reichle dessen Position. Ein Schubs mit einem weiteren Anbaugerät des Baggers, einem Rohrschiebeadapter: fertig ist der präzise Einbau.

„Am Tag schaffen wir so zwischen 18 und 21 m Kanalverlegung“, erläutert Polier Steffen Hess. Es wird klar, dass man für diese viele hundert Meter lange Baustelle noch einige Zeit brauchen wird, zumal sich die Mainaustraße hier einen Berg hoch schlängelt. Der neue Kanal verläuft unter der Fahrbahn stadtauswärts. Der alte liegt unter dem Gehweg. „Den lassen wir drin“, sagt Hess. „Nach 65 Jahren hat er ausgedient. Wir gehen in drei Bauabschnitten vor. Bevor wir jeweils den neuen Kanal in Betrieb nehmen können, müssen natürlich die Häuser angeschlossen werden.“ Es sind nicht wenige.

Was auf den ersten Blick gar nicht auffällt: Um diesen Kanal verlegen zu können, musste die Mainaustraße halbseitig außer Betrieb genommen werden. Allerdings wollte man diese wichtige Verkehrsader zwischen Konstanzer Innenstadt und Fähre nicht vollständig kappen. Also hat man noch vor Weihnachten den nebenliegenden Radweg ertüchtigt. „10 cm Asphalt genügten“, sagt Hess. Übergangsweise fahren seitdem Omnibusse, LKW und viele PKW über diesen „ehemaligen“ Radweg. „Bei den nächsten Bauabschnitten muss es ähnlich laufen“, schmunzelt der Polier. „Dann muss der Gehweg für eine gewisse Zeit dran glauben.“

Eine präzise Planung für präzise Arbeit. Über und unter der Erde.

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