Langenenslingen-Egelfingen: Kniffliger Kanalbau durchs Leitungsgewirr

Mit der dörflichen Ruhe ist es diesen Wochen vorbei in Langenenslingens Teilort Egelfingen, zumindest tagsüber. Der 140-Seelen-Weiler bekommt eine neue Kanalisation. Dazu haben Storzianer die Schatzbergstraße – die Hauptverkehrsader durchs Dorf – gesperrt und mehrere Meter tief aufgegraben. Hier stoßen sie allerdings auf ein Leitungsgewirr, welches sie vor knifflige Aufgaben stellt und das ab und zu auch Improvisation erfordert.

Zwischen Fachwerkhäusern und zu Füßen der barocken Pfarrkirche St. Katharina mit ihrem markanten Zwiebelturm hebt ein 20-to-Radbagger mit seinem Löffel Boden aus und verlädt das Material auf einen bereitstehenden LKW. Sein Führer Michael Dold, ein externer Kollege, geht jedoch mit größter Vorsicht zu Werke. „Hier im Untergrund stoßen wir immer wieder auf Überraschungen“, kommentiert Polier Thomas Dölitzsch. „Wir haben es hier mit einem historisch gewachsenen Gewirr aus Kanälen, Wasserleitungen, Stromkabeln und Leerrohren zu tun, die wir mit großem Fingerspitzengefühl und ohne Beschädigung freilegen müssen. Das bringt unseren Baggerfahrer immer wieder ins Schwitzen.“ Die beiden lachen, zusammen mit Facharbeiter Walter Steinhart. Unter der Bauleitung von Eugen Heinzelmann erneuern sie hier den zentralen Mischwasserkanal.

Nicht nur, dass sie auf recht engem Raum arbeiten müssen. Sie stoßen auch immer wieder auf felsigen Untergrund. „Das ist Jurakalk – richtig hartes Gestein“, sagt Dölitzsch. „Da haben Meißel und Fräse ganz schön zu knabbern. Wir sind hier schließlich auf der Alb. Auch deshalb geht es nur langsam voran.“ Es gilt, den vorhandenen Mischwasserkanal DN400 aufzudimensionieren und durch DN600-Rohre zu ersetzen. Diese werden mit einer Einbautiefe von 2,6 m tiefer liegen als die alten. Auch Medien- und Stromkabel sollen verlegt werden. Hier im Dorf gibt es noch Freileitungen, die bald im Untergrund verschwinden sollen. Neue Wasserleitungen kommen hinzu. Derzeit werden die unmittelbaren Anlieger über Schläuche notversorgt. Bis Ende des Jahres sollte dieser erste Bauabschnitt vollendet sein. Wegen des bevorstehenden Winters hat man diese Baustelle in zwei Abschnitte geteilt.

Gerade hat man ein größeres Schachtbauwerk gesetzt und mit einem zulaufenden Altkanal verbunden. Es ist eines von insgesamt fünf im ersten Bauabschnitt. Dölitzsch: „Wir schließen die alten Rohre mit PP-Manschetten an und gleichen mit Gummidichtungen aus. Im Inneren des neuen Schachtes mussten die Berme und die Sohle von Hand betoniert werden. Das ist richtige Detailarbeit.“

Ein neues Gelenkstück soll nun an dieses Schachbauwerk angeschlossen werden. Aber schon wird das Problem offenbar: Der Platz dafür ist äußerst knapp. Zwei Leerrohre der Telekom queren den Untergrund gerade hier. Es ist nur mit äußerstem Geschick möglich, das gut 1 m lange schwere Gelenkstück an den Einbauort zu hieven. Egelfinger jeglichen Alters haben sich am Rand der Baustelle eingefunden, um diese Szene zu beobachten.

Doch schließlich gelingt auch dieser Einbau. Ein Stupser mit den Baggerlöffel und das neue Teilstück rutscht in die Muffe des Anschlussrohres. „Diese Segmente hier sind richtig schwer“, erklärt der Polier. „Sie sind verstärkt und messen nicht 75 mm, sondern 137 mm Wandstärke. Deshalb können wir immer nur wenige Meter aufgraben und neue Segmente verbauen, um nicht die Standfestigkeit des Baggers zu gefährden.“

Es geht langsam, aber stetig voran auf dieser Kanalbaustelle, die bei STORZ mit ca. 625.000 Euro im Auftragsbuch steht. „Wenn die Leute wüssten, was so alles im Untergrund ist“, meint Thomas Dölitzsch mit Blick auf die eine oder andere Überraschung, die er und seine Kollegen hier erleben.  

Zumindest die interessierten Egelfinger am Rande dieser Baustelle wissen es jetzt: ein Leitungsgewirr.

 

 

Informationen zu den Bildern:

 

Kanalbau vor historischer Kulisse.

 

Das Bau-Team vor Ort: Polier Thomas Dölitzsch, Maschinist Michael Dold (NU), Facharbeiter Walter Steinhart (v.l.).

 

Das neue Gelenkstück passt.

 

Egelfinger verfolgen den Einbau interessiert.

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