Neuhausen ob Eck - Sanierung Stockacher Straße: Neue Dimensionen im Untergrund

Es ist nicht die zentrale Kreuzung in Neuhausen ob Eck, aber es ist eine wichtige. Wo Stockacher Straße, Talstraße und Im Brühl sich kreuzen, gibt es immer wieder reichlich Verkehr, nicht zuletzt wegen der umliegenden Geschäfte und des dortigen Kindergartens. Aber wehe, wenn hier im unteren Teil der Gemeinde die Fluten eines Starkregens ankommen! Dann steht hier einiges unter Wasser. Bislang. Damit sich dies ändert, hat STORZ eine umfassende Kanalerneuerung vorgenommen, im Rahmen einer großen Sanierung der bestehenden Straßenzüge.

Der kleine Jonah ist gerade einmal 14 Monate alt, findet aber Baumaschinen schon ganz toll. Besonders Bagger haben es ihm angetan. Dies verbindet ihn mit Igor Golik. Letzterer bedient solch einen großen Bagger, gelb, mit rotem STORZ-Schriftzug, 36 to schwer, auf Ketten. Als Jonah mit seiner Mutter an diesem Tag im Juli mal wieder auf der Talstraße anhält, um den Storzianern bei der Arbeit zuzuschauen, da schwebt plötzlich ein riesiger Baggerlöffel auf die beiden zu, kommt vorsichtig näher, hält in Griffweite des Kleinen an. Einmal anfassen? Klar! Einmal anfassen! Jonah lächelt glücklich, und Igor im Cockpit auch. „Handshakes“ zweier Bagger-Fans.

Polier Erwin Winze fährt wenig später vor mit dem knallroten Kolonnen-Sprinter. Er hat Wasser geholt für sein Team, nicht gerade unwichtig in diesen Sommertagen. „Es klingt vielleicht unwahrscheinlich angesichts der aktuellen Trockenheit, aber Wasser ist manchmal in diesen Straßen ein Riesenproblem“, sagt er. Unter der Bauleitung von Frank Pfeiffer bauen die Storzianer hier auf ca. 400 m in verschiedenen Straßen ein neues Mischwasser-Kanalsystem ein. Im Vergleich zum bestehenden ist es auf mehr als das Doppelte aufdimensioniert. Der Clou: Bei Starkregen, wie er immer öfter auftritt, sollen die Wassermassen in riesigen Kanalrohren im Untergrund gepuffert werden, bevor sie in Richtung Kläranlage abfließen. Eine später unsichtbare Großinvestition, welche sich die Gemeinde einiges kosten lässt: Die Auftragssumme liegt bei rund 3 Mio. Euro, Zusatzleistungen noch nicht eingerechnet.

Winze weiß, wovon er redet, wenn er von Sommergewittern spricht. Er zieht sein Smartphone aus der Tasche und lässt ein Video abspielen. Darauf ein rauschendes Inferno: Regen und Hagel, sich von der Ober- in die Unterstadt rasant ergießend, so dass eine Baugrube innerhalb kurzer Zeit unter Wasser steht. Winze: „Diese Aufnahmen stammen von Anfang Mai. Kurz zuvor hatten wir die Arbeiten begonnen. Was wir hier machen, hat letztlich mit dem Schutz von Menschen und von Werten zu tun. Wer dabei an den Klimawandel denkt, liegt wahrscheinlich nicht falsch.“ Bis Juni nächsten Jahres soll alles erledigt sein.

Der Polier öffnet den Deckel eines Kontrollschachtes am Rande der Kreuzung. „Dies hier ist unser zentrales Sonderbauwerk“, erläutert er. „Es ist riesig - 38 Tonnen schwer. Von hier werden DN-1500-Kanäle die Stockacher Straße hoch führen, und zwar auf 150 m Länge, fast bis zum Rathaus. Dies ist der erste Pufferspeicher. Der zweite verläuft unter der Straße Im Brühl. Der besteht sogar aus DN-1700- Stahlbetonrohren. Dieses Speichervolumen sollte helfen.“

Der Bau dieses unterirdischen Kanalsystems ist alles andere als einfach. Der Mischwasserkanal transportiert Schmutz- und Regenwasser gleichermaßen ab. Werden bisherige Segmente ersetzt, müssen Bypässe übergangsweise geschaffen werden. Winzer: „Wir arbeiten dabei mit Absperrblasen und großen Pumpen. Die Einzelheiten wollen Sie aber bestimmt nicht so genau wissen!“ Keine schöne, aber eine sehr wichtige Arbeit. Neben dem Polier und Igor Golik gehören Vorarbeiter Benjamin Flöß, Baugeräteführer Frank Schubert und Facharbeiter Konstantin Mazilo zur Kolonne.

Im Zuge der Kanalerneuerung bauen die Storzianer ebenfalls neue Leitungen für Wasser, Gas, Strom und Medien ein. Auch das Fernwärmenetz wird auf 100 m Länge komplettiert. Winzer: „Hier im Untergrund finden wir ein richtiges Leitungsgewirr vor. Leider können wir die Dinge nicht in einem Zug erledigen, sondern nur nach und nach.  Also müssen wir Gräben schließen, um sie später für neue Einbauten wieder zu öffnen. Dies geht leider nicht anders, auch mit Blick auf die Anwohner.“

Mit diesen allerdings scheint man gut zurecht zu kommen, selbst wenn sie manchmal längere Zeit ihre gewohnten Einfahrten nicht benutzen können. „Wir helfen, wo wir nur können. So sammeln wir beispielsweise in den Baubereichen mit dem Radlader die Mülltonnen ein und stellen sie an einen zentralen Ort, wo die Müllabfuhr sie leeren kann. Und auch bei so manchem Großeinkauf haben unsere Leute schon zugepackt und die Dinge in die Häuser getragen. Die Neuhausener hier wissen das zu schätzen.“ Nicht unwichtig, solch eine „Visitenkarte“ für das Unternehmen zu hinterlassen.

Genauso wie der kleine Jonah wahrscheinlich diesen ungewöhnlichen Handschlag mit Igor Golik und seinem Bagger zu schätzen weiß und nie vergessen wird.

 

Informationen zu den Bildern:

 

Die Stockacher Straße in Neuhausen ob Eck – auf mehrere hundert Meter Länge werden hier die Kanäle aufdimensioniert.

 

In der Talstraße sind die neuen Leitungen bereits eingebaut.

 

Unvergesslich für den kleinen Jonah – „Handshake“ mit einem Bagger.

 

Polier Erwin Winze über dem eingebauten Sonderbauwerk. Im Hintergrund das Übergangselement von DN 1500 auf DN 800 mm.

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