Obertorplatz Hechingen - Pflastern zu Füßen der Burg Hohenzollern

Die Wolken hängen tief und grimmig über dem Zoller, auf dessen Kuppe sich Burg Hohenzollern neugotisch-streng erhebt. Hier unten in der Stadt aber lässt man sich von diesem Wetter- und Historienschauspiel nicht beeindrucken. Die Hechinger wuseln durch und über die Großbaustelle auf ihrem Obertorplatz. Und die Bauleute von STORZ und den beauftragten Unternehmen haben für so etwas sowieso keine Augen. Sie baggern, schaufeln, spitzen und pflastern, was das Zeug hält! „Hier geht es zu wie auf dem Stachus“, meint denn auch lachend Jürgen Maas, Bereichsleiter Pflasterbau bei STORZ.

Er kann zufrieden sein, denn die Arbeiten gehen ausgesprochen schnell voran: „Bis Ende 2020 wollen wir mit allem fertig sein – ein halbes Jahr früher als ursprünglich von der Stadt geplant.“ Und das trotz Corona – die Beschränkungen und Vorschriften werden natürlich auch auf dieser Baustelle eingehalten. Eine ambitionierte Zeitplanung bei diesem Auftrag von insgesamt 4,6 Mio. Euro netto. Natürlich habe man um die Lieferungen des aus China stammenden Granitpflasters gefürchtet, als dort wegen der Pandemie zeitweise die Produktion ruhte. Dann habe es Verzögerungen beim Transport über Rotterdam und Antwerpen sowie beim Zoll gegeben. Trotzdem habe alles im Zeitrahmen geklappt, sagt Maas: „Mit ein bisschen Erfahrung baut man Reserven ein.“

Reserven einbauen – das muss die Stadt Hechingen nach derzeitigem Stand der Dinge nicht. „Trotz der bei solch großen Bauvorhaben immer auftretenden Probleme und Überraschungen sind wir bis jetzt nicht nur voll im Zeitplan, sondern auch im Kostenrahmen“, lässt sich Stadtbaumeisterin Helga Monauni in der Presse zitieren.

Probleme und Überraschungen – sie gehören wohl zum Alltag auf einer solchen Großbaustelle. Jürgen Maas, Bauleiter Matthias Götze und Polier Lothar Frank können davon ein Lied singen. „Hier muss man manchmal auch improvisieren“, meint der Capo mit Blick auf historische Pläne und aktuelle Leitungsführungen im Erdreich unter dem Obertorplatz.

Nach dem Aufbruch der bestehenden Beläge auf ca. 8500 m2 sei man im Begriff, Erdarbeiten von insgesamt 7000 m3 auszuführen. Dabei falle Bodenaushub an, der teilweise belastet sei bis hin zur Klasse Z2. Den gelte es fachgerecht zu entsorgen, erläutert Maas.

Der Bauabschnitt 1 sei inzwischen weitgehend fertiggestellt; er umfasse das Herrengässle inklusive der Gehwege. Der Bauabschnitt 2 sei der Obertorplatz selbst; hier seien die Arbeiten in vollem Gange. Bauabschnitt 3 folge ab August in den Ferien, weil dann der Busverkehr umgeleitet und reduziert werden könne, erläutert Maas.

Eine komplizierte Angelegenheit, die gleichzeitig Präzision erfordert. Auch auf einer „klassischen“ Pflasterbaustelle wie dieser ist deshalb digitale Technik im Einsatz. Hier sei alles mittels Tachymeter erfasst worden, erklärt Maas. Das habe den erwünschten Nebeneffekt, dass so die Stadt zu aktuellen Plänen käme, was die Oberfläche, aber auch den aktuellen Einbau an Wasserver- und -entsorgung, Strom und Medien angehe. Denn im Untergrund verberge sich einiges: Neu verlegt würden von STORZ je 200 m Kanal, Wasserleitungen und Gasleitungen. 3000 m Breitbandkabel und 1500 m Leerrohre kämen hinzu. Maas: „Viele Menschen fragen sich: Was tun die eigentlich den ganzen Tag auf der Baustelle? Das ist die Antwort: Die Arbeiten im Untergrund sind sehr umfangreich, aber nicht spektakulär. Danach geht es optisch deutlich schneller.“

Langsames Arbeiten kann man den Storzianern wahrlich nicht nachsagen. Die Facharbeiter Maik Franze, Menzur Sulejmani und Arlind Behluli langen kräftig zu bei den Erd- und Verlegearbeiten. Waldemar Krieger und Ali Ayaydin in ihren Baggern müssen immer wieder Feingefühl und Geschicklichkeit unter Beweis stellen. Maas anerkennend: „Wenn Du den Hebel einmal zu schnell ziehst, kannst Du hier enormen Flurschaden anrichten! Die Jungs sind abends richtig fertig, weil sie den ganzen Tag hochkonzentriert arbeiten mussten.“

Den Pflasterbau erledigen Kollegen der Firma Holler & Der Steinsetzer aus dem thüringischen Tanna. Sie hat STORZ nicht zum ersten Mal beauftragt, man arbeitete schon in Überlingen, Böblingen und Augsburg zusammen. Projektleiter ist hier Carlo Endrizzi aus Trento, der zusammen mit weiteren Kollegen aus Italien Belgrano-Granit verlegt, in klassischer Handarbeit, aber mit Hilfe eines Vakuumhebegeräts, abwechselnd 20-25, 30-25 und 35-25, mal geflammt, mal gestockt. Ein hübsches Muster, mit diffizilen Details. Insgesamt 5.100 m² Pflaster- und Plattenbeläge aus Naturstein. Der Obertorplatz in Hechingen – das ist eine internationale Baustelle.

Wenn sie in einigen Monaten vollendet sein wird, lassen sich Aufwand und Mühe nur noch erahnen. Dann wird der historische gußeiserne Brunnen versetzt sein, werden ein Wassertisch, ein Wasserlauf und ein Fontänenfeld aus Granit für angenehme Kühle sorgen, Spielgeräte und angestrahlte Bäume Hechingens neue gute Stube möblieren.

Und das wird den Hohenzollern oben auf ihrer Burg bestimmt auch gefallen.

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