Sanierung der B32 zwischen Scheer und Sigmaringendorf: Mäandern mit der jungen Donau

Kein Fluss fließt natürlicherweise geradeaus. Wasser versucht vielmehr, Hindernissen auszuweichen – es mäandert. So entstanden im Laufe der erdgeschichtlichen Epochen markante Landschaften, die jedermann von Bildern kennt, etwa die Rheinschleife bei Bacharach, die Moselschleife bei Bremm oder die Saarschleife bei Mettlach. Weniger bekannt ist die Donauschleife bei Scheer. In einer langgestreckten Kehre umströmt der junge Fluss hier einen Felssporn, auf dem sich die Wahrzeichen der Stadt erheben: die Pfarrkirche St. Nikolaus und das Schloss. In Sichtweite dieser beiden Bauwerke hat STORZ im Sommer die B32 zwischen Scheer und Sigmaringendorf erneuert – den fließenden Formen der Donau folgend.

Es ist alles sehr idyllisch hier. Die Bundesstraße schlängelt sich durch Streuobstwiesen und Maisfeldern. Facharbeiter Udo Wolf bringt den Besucher mit dem Wasserwagen zum Bautrupp. Das erspart einen Fußmarsch von 2 km. Die LKW, die hier den heißen Asphalt anliefern, legen diese Distanz im Rückwärtsgang zurück. Insgesamt 17 von ihnen sind an diesem Tag im Einsatz. Es ist der letzte von fünf Tagen, welche die Erneuerung der Fahrbahndecke hier gedauert hat. Man arbeitet trotz der sengenden Hitze in einem enormen Tempo.

Alles andere als enormes Tempo legen Beschicker und Fertiger vor. In Schrittgeschwindigkeit arbeiten sie sich über die insgesamt 2,6 km lange Strecke vor, gesteuert von Mirko Ulbrich und Sorin-Cosmin Socol. Asphaltpolier Ferdinand Waldraff sorgt an der Steuerung der Einbaubohle zusammen mit Facharbeiter Sebabe Asmiou dafür, dass die Einbauqualität stimmt. Der Capo kombiniert dabei alte und neue Technik.

„Na ja“, schmunzelt er, „wir haben zwar links und rechts des Fertigers je einen Multiplex-Ski mit insgesamt sechs Ultraschall-Distanzsensoren, mit denen wir die Ebenheit der Fahrbahndecke erfassen. Aber die Fahrtrichtung der Maschine kontrolliere ich doch gerne mit einer ganz einfachen Schnur.“ In der Tat folgt das Großgerät einer gelben Leine, die längs der Fahrbahn gespannt ist und hilft, zentimetergenau die Distanz zum Rand einzuhalten. 6,8 m beträgt die Einbaubreite.

Ununterbrochen verteilt die Schnecke des Fertigers das über 160° Celsius heiße Mischgut. Über die beidseitig angebrachte Steuerung regelt Waldraff bei Bedarf Anpressdruck und Tamperhub der Einbaubohle manuell nach. Dabei sind die elektronischen „Helferchen“ nützlich, die Ultraschall-Distanzsensoren. „600 m haben wir schon eingebaut seit heute früh; 2 km fehlen noch“, sagt der Polier. Das bedeute noch sechs bis sieben Stunden Arbeit, und zwar durchgehend. „Deshalb setzen wir ja hier einen Beschicker ein. So können wir die Fahrbahn in einem Zug einbauen, ohne dass der Fertiger anhalten muss.“ Die Einbaumengen sind beachtlich: 1.700 to Mischgut für die Deckschicht sind es heute, 4.400 to waren es für die Trag- und 3.400 to für die Binderschicht.

Den Einbau-Großgeräten folgen vier Walzen, gesteuert von Julian Lange, Diego Mazza, Martin Ott und Gerd Koehler. Man sieht die eine oder andere im Hundegang auf und abfahren und spürt die Vibrationen der Oszillationseinheiten. Polier Maurice Schlegel und Facharbeiter Oliver Fleig begleiten den Einbauzug quasi als „Liberos“ für alle weiteren anfallenden Arbeiten.

Nach diesem Einbau übernahm Polier Manfred Pfeiffer mit seiner Kolonne diese Baustelle, baute Bankette ein und sorgte für die Randversiegelung der Fahrbahn. Inzwischen ist diese Bundesstraße wieder in Betrieb, und es ist nicht wenig Verkehr, der sich durch die liebliche Landschaft zwischen Scheer und Sigmaringendorf schlängelt. In Mäandern, ganz wie die junge Donau nebenan.

 

Informationen zu den Bildern:

 

2 km Anfahrt im Rückwärtsgang. Insgesamt 17 Lkw liefern Mischgut an.

 

Polier Ferdinand Waldraff ist der Chef auf dieser Straßenbaustelle.

 

Die Einstellungen der Einbaubohle lassen sich manuell verändern.

 

Facharbeiter Sebabe Asmiou.

 

 

 

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