Sanierung des Gespinstmarktes: Operation am historischen Herzen Ravensburgs

Sehr viel Phantasie braucht man nicht, um sich vorzustellen, wie hier vor hunderten von Jahren buntes Markttreiben herrschte. Im Herzen der Ravensburger Altstadt muss es auf dem Gespinstmarkt ziemlich geschäftig zugegangen sein. Mitten durch die heute wie damals eng bebaute Zone zieht sich der Flappach oder Stadtbach. Dieser fließt schon seit langer Zeit verdolt und unterirdisch durch das Zentrum, wird aber jetzt zum Teil wieder freigelegt. Ihn will man zum wichtigen Element des neu gestalteten, modernen Gespinstmarktes aufwerten. Hier entsteht also ein neues-altes Schmuckstück der Stadt. Genau die richtige Aufgabe für die Experten von SCHÖPPLER.

„Was wir hier machen, kommt einer Operation am historischen Herzen Ravensburgs gleich“, sagt SCHÖPPLER-Bauleiter Oliver Sigg. Zusammen mit Polier Simon Fröhlich führt er über diese Baustelle, deren besonderer Charakter sich leicht erspüren lässt. Eng aneinandergeschmiegt blicken unzählige Fenster auf Bürger, Besucher und Bauleute, streng erhebt sich die Brotlaube über ihren zwei monumentalen Bögen, so manche Gebäude krönen sich mit Stufengiebeln. Hier wurde seit vielen hundert Jahren Geschichte geschrieben – für Ravensburg und die Region.

Und das sollen die Menschen künftig auch wieder sehen. Bis vor wenigen Monaten war der Gespinstmarkt noch vollgestopft mit parkenden Autos, welche sich durch die schmalen Straßen und Gassen bis hierhin gequält hatten. Entsprechend gering war die Aufenthaltsqualität für Bummler. Künftig soll sich dies ändern. Dieser historische Marktplatz ist nunmehr tabu für den allgemeinen PKW-Verkehr. Er wird Fußgängern und Radfahrern vorbehalten sein. Darüber hinaus blicken die Gestalter gerne in die Vergangenheit zurück und legen den alten Stadtbach offen – wenngleich auch nur symbolisch.

„Das wird spektakulär“, freut sich Bauleiter Sigg. „Wir bauen auf der Hälfte des Platzes einen freien Bachlauf aus vielen Betonelementen, von denen jedes über 6 to wiegt. Das Wasser kann so mäandern, sorgt für eine angenehme Atmosphäre, lädt die Menschen zum Verweilen ein. So etwas hat es hier noch nicht gegeben.“ Parallel zu diesen „Wasserspielen“ werde der verrohrte Bachlauf allerdings weiterexistieren und genutzt, erläutert Sigg. Eine Rinne zieht sich durch den restlichen Teil des Marktplatzes und erinnert an den Flappach, der verdolt unter ihr in Richtung Schussen fließt.

„Wir bauen hier für die Zukunft und entdecken dabei die Geschichte“, erzählt Simon Fröhlich. Kürzlich hätten sie einen historischen Gewölbekeller teilweise zurückbauen müssen, um Platz zu schaffen für Anschlussleitungen. „Dabei entdeckten wir noch die alten Bänke aus Kriegszeiten. Dieser Keller wurde nämlich als Luftschutzraum genutzt. Damit man ihn künftig besichtigen kann, hat er jetzt einen Fluchtschacht bekommen, der sich im Notfall auf Knopfdruck öffnen lässt. Fast so wie in den James-Bond-Filmen!“ lacht der Polier.

Was sich einfach und elegant anhört, ist aufwändige Detailarbeit. Kanäle hat man hier nicht mehr legen müssen; dies war vorher schon geschehen. Aber neue Wasserversorgungen, Nahwärmeleitungen sowie Medienkabel werden über den Platz verlegt und dann individuell an die einzelnen Gebäude angeschlossen. Baugeräteführer Alexander Kuschewski und sein Kollege Giuseppe Tavella können ein Lied davon singen. „Eine schöne Baustelle“, sagt Kuschewski, „aber eben mittelalterlich eng. Gut, dass es auch kleinere Bagger gibt!“ Mario Tavella (Facharbeiter), Christian Reinhold, Paul Frick (Gartenbau-Azubis) und Karemi Mohammad komplettieren diese SCHÖPPLER-Kolonne.

Während sie sich auf Tiefbauarbeiten konzentrieren, legen ihre Kollegen von Kalludra-Bau aus Rosenfeld in anderen Bereichen bereits das Pflaster. Sie bauen im Flechtverbund Granitsteine verschiedener Größen ein. Die Flächen werden jeweils unterbrochen durch Hochbeete mit Sitzgelegenheiten; hier soll später auch der eine oder andere Baum wachsen.

„Ravensburgs neugestalteter Gespinstmarkt wird auch weiterhin als Wochenmarkt genutzt“ sagt Oliver Sigg. „Aber die Marktteilnehmer werden sich bald freuen können über versenkbare Poller mit Steckdosen. Aus denen können sie dann ganz komfortabel ihren Strom beziehen.“

Und so erwacht bald wieder buntes Markttreiben auf dem historischen Gespinstmarkt - wie vor hunderten von Jahren, nur eben deutlich moderner.

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