Trinkwasserdruckleitung Brigachtal – Bad Dürrheim: Wasserbau in „badisch Sibirien“

Die Baar ist eine genauso reizvolle wie harte Landschaft. Geologisch gesehen formt sie bei Donaueschingen eine sogenannte Hochmulde. Hier sammelt sich im Winter die kalte Luft. Zwischen der Donaustadt und Bad Dürrheim liegt aus klimatischer Sicht einer der kältesten Punkte ganz Deutschlands. Nicht nur böse Zungen sprechen deshalb von „badisch Sibirien“. Hier sorgen Storzianer für den Bau einer Trinkwasserdruckleitung, um Brigachtal und Bad Dürrheim wassertechnisch zu verbinden. Sie sind auch beteiligt an der Errichtung eines neuen, zusätzlichen Wasserwerksgebäudes gleich neben der alten B 27.

In Sichtweite des Donaueschinger Flugplatzes heben Baugeräteführer Igor Golik und Raupenfahrer Peter Jorich unter der Bauleitung von Andreas Elgert die Baugrube für ein neues, zusätzliches Gebäude des Bad Dürrheimer Wasserwerks „Schabelwiesen“ aus. Ein Millionenprojekt, an dem sich auch die Gemeinde Brigachtal beteiligt und das vom Land erheblich gefördert wird. Das neue Wasserwerk soll auch eine zentrale Wasserenthärtungsanlage bekommen. Der Baaremer Untergrund besteht nämlich vor allem aus Muschelkalk, und das Wasser in den Kommunen weist erhebliche Härtegrade auf. Diese Baustelle steht logistisch mit der von ED Netze im Donaueschinger Gewerbegebiet im Zusammenhang.

Vor allem aber hat sie mit einem neuen Anschluss der Brigachtaler Wasserversorgung an das neue gemeinsame Wasserwerk zu tun. Bei Wasserknappheit wollen sich die beiden Kommunen künftig aushelfen. Die Verlegung der beiden Trinkwasserdruckleitungen zwischen dem Tiefbrunnen Oberried und dem geplanten Wasserwerk steht unter der Bauleitung von Witali Krapp. Die Kolonne um Polier Carlo Zimmermann (Baugeräteführer Ilhan Ermis, Maschinist Leon Grüter und Facharbeiter Wolfgang Großholz) ist von der Baugrube aus gut zu sehen.

2,5 km Trinkwasserdruckleitung verlegen die Kollegen. Allerdings nicht in Luftlinie quer durch die Felder, sondern den Wegen folgend.  „Dies hat mit den Eigentumsverhältnissen hier zu tun“, erläutert Bauleiter Krapp beim Besuch im Oktober. „Wir dürfen leider nicht überall auf die Äcker und unseren Aushub zwischenlagern, bevor wir das Doppelrohrsystem neben dem Wirtschaftsweg verlegen. Das macht uns die Sache nicht leichter.“ Manchmal könne man in einer Breite von 12 m arbeiten, an anderen Stellen müssen man jedoch mit 5 m auskommen. Die Leitungen selbst würden in einer Tiefe von 1,4 m eingebaut.

Eine weitere Hürde sei das streckenweise sumpfige Gelände. So habe man insgesamt drei Spülbohrungen anbringen müssen, um auf einer Gesamtlänge von 400 m die Druckleitung grabenlos zu verlegen. Mit den beiden Rohren für den Hin- und Rücktransport des Trinkwassers zur geplanten Enthärtungsanlage auf Bad Dürrheimer Gebiet bauen die Storzianer gleichzeitig Leerrohre für Medienkabel ein. Durch sie sollen später Glasfaserleitungen eingeblasen werden. Ende Juli hätten die Arbeiten hier begonnen, spätestens Ende November wolle man fertig sein, so Krapp.

Angesichts des bevorstehenden Winters auf der Baar ist dies vielleicht kein Fehler. Allerdings muss Witali Krapp bei diesem Gedanken schmunzeln. Als junger Mann habe er „in einem früheren Leben“ Straßen gebaut in der Gegend von Tomsk, erzählt er. Das liege im Westen Sibiriens. Temperaturen von -35 Grad habe man dort im Winter erlebt und trotzdem weiter am Straßenunterbau gearbeitet.

In gewisser Weise scheint sich für den STORZ-Bauleiter hier ein Kreis zu schließen. Vom Straßenbau im echten Sibirien zum Wasserleitungsbau in „badisch Sibirien“.

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