Verkehrsfreigabe Brandbergtunnel Winden/Elztal: Wiedersehen nach getaner Arbeit

So schnell vergehen die Jahre! In Winden im Elztal feierte man jetzt die Verkehrsfreigabe des sehnlichst herbeigewünschten Tunnels durch den Brandberg, auf wenige Tage genau fünf Jahre nachdem Ende September 2019 mit einem Festakt und einer ersten Sprengung die Arbeiten an diesem Millionenprojekt begannen. Jetzt sahen sich auf der ehemaligen Baustellen-Einrichtungsfläche neben dem Vortunnel die meisten der schon damals Anwesenden wieder: politische Entscheiderinnen und Entscheider aller Ebenen, aber vor allem Bauleute, die dieses Großprojekt verwirklicht haben. Zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern Windens hatten sie allen Grund, nach getaner Arbeit und zu den Klängen des Steigerlieds „einen Schluck aus der Pulle“ zu nehmen.

 

Freude, Zufriedenheit, Lob - all dies schwang in den Reden der Politikerinnen und Politiker mit, und all dies war zu hören in den vielen Gesprächen am Rande des offiziellen Festaktes. Den meisten Windenern sah man ihre Erleichterung an, dass sie nach einem halben Jahrzehnt verkehrstechnischer Provisorien und intensiver Bauarbeiten nun eine genauso moderne wie elegante Lösung für den kaum noch erträglichen PKW- und LKW-Verkehr der Vergangenheit bekommen haben. Rund 14.000 Fahrzeuge täglich sollen auf der B294 die Gemeinde Oberwinden durchfahren haben.

 

Freie Fahrt durch den Brandberg

Damit ist jetzt Schluss. Die neue Bundesstraße, welche die Fahrzeit zwischen Freiburg und dem Kinzigtal deutlich verkürzt, verschwindet vor dem Ortskern im Untergrund. 200 Meter messen das Einlaufbauwerk und der sogenannte Vortunnel, der in offener Bauweise realisiert wurde. Dann geht es über 765 Meter durch den Brandberg. Dieser Tunnel entstand in bergmännischer Bauweise. Was sich so leicht beschreibt, stellte die Bauleute vor teils spektakuläre Herausforderungen und schlägt in der Bundeskasse mit insgesamt 125 Mio. Euro zu Buche. Davon betragen die reinen Baukosten 85 Mio. Euro. Mit 25 Mio. Euro betrug der Anteil von Storz daran ein knappes Drittel.

Denn STORZ war einer der drei Auftragnehmer der sogenannten Los-ARGE, zu der auch die Firmen Baresel und Heitkamp gehörten. Hier konnte jedes der teilnehmenden Unternehmen seine jeweiligen Stärken bestmöglich einsetzen. Während Baresel und Heitkamp am Projekt „Brandbergtunnel“ für den Tunnelvortrieb in bergmännischer Bauweise und den Ingenieurbau der offenen Bauweise verantwortlich zeichneten, hatte STORZ den Tiefbau, Erdbau und Straßenbau übernommen.

Natürlich ist die Delegation aus Tuttlingen an diesem Festtag namhaft vertreten: für die Geschäftsleitung durch Susanne Gräfin Kesselstatt und Markus Elsen, für die praktische Umsetzung des Baus durch Projektleiter Johannes Schubert, Bauleiter Andreas Böhringer, Abrechner Alexander Martin und die beiden Poliere Thomas Stadler und Kai Penkwitz. Karsten Roth und Christoph Feger, nacheinander als Bereichsleiter Großprojekte zuständig für das Projekt „Brandbergtunnel“, vermisst man bei diesem Fest. Untereinander tauschen die anwesenden Storzianer Erinnerungen aus, dann aber auch mit den Kollegen der anderen beteiligten Firmen und den Auftraggebern vom Regierungspräsidium Freiburg.

„Insgesamt hat es hervorragend geklappt - es war eine ausgesprochen angenehme Zusammenarbeit“, resümiert Thomas Stadler, der genau wie seine Kollegen lange Zeit in Winden „auf Montage“ verbracht hat und dort wohnte.

 

Blick zurück auf bewegte Zeiten

Kaum zu glauben, dass ein nicht unerheblicher Teil der Bauzeit durch die Corona-Pandemie geprägt war. Böhringer: „Dies war psychisch und organisatorisch ganz bestimmt keine einfache Zeit. Wir haben oft genug improvisieren müssen. Aber bis auf unvermeidliche Ausfälle durch Quarantäne ist unsere Baustelle weitergelaufen.“

Spektakulär und unvergesslich für alle - natürlich besonders für die Bürgerinnen und Bürger Oberwindens - war das sogenannte „Schwimmbad“: Die ausgehobene, aber aus Stabilitätsgründen mit Wasser geflutete Baugrube des Einlaufbauwerks im Jahr 2022. Der Tunnel in offener Bauweise war zu diesem Zeitpunkt schon weitgehend fertig und überdeckelt. „Wir haben hier unterhalb des Grundwasserspiegels gebaut“ erinnert sich Polier Thomas Stadler. „Die unterirdischen Wassermassen von den umliegenden Hängen mussten ab- oder umgeleitet werden. Beim Tunnelbauwerk ist uns das gut gelungen, beim Trogbauwerk aber konnten wir das Wasser nicht ausreichend ableiten. Deshalb die geflutete Baugrube, ohne die die Spundwände nicht standgehalten hätten.“ Was dazu führte, dass die 1 m mächtige Bodenplatte aus Spezialbeton mit Hilfe von Tauchern eingebaut werden musste. 179 in den Boden gerammt Auftriebspfähle hielten sie fest. Diese Bauweise - eine Premiere bei STORZ.

Eckzahlen dieser besonderen Baustelle: 36.000 m3 Aushub für die Bauwerke in offener Bauweise, 2.000 m2 Spundwände und 2.600 m2 Bohrpfahlwände mit 380 Stück Anker, 84.000 m3 Tunnelausbruchmaterial, das verladen und transportiert werden musste und von dem ein Großteil den neuen Lärmschutzwall bei March bildet.                                                              

Auch Kai Penkwitz, der Thomas Stadler als Polier in Winden ablöste und vor allem für den Straßenbau im bergmännischen Tunnel zuständig war, kann Zahlen beisteuern: 7.300 m2 Asphalt wurden eingebaut, 900 lfm Schlitzrinnen gesetzt.       

Details, die heute nur noch wenige kennen. Einzelheiten, die angesichts dieses außergewöhnlichen und zur allgemeinen Zufriedenheit gelungenen Bauprojektes auch zurückstehen können. An diesem Septembermittag geht es den Beteiligten vor allem darum, sich noch einmal ins Auge zu blicken und die Hand zu geben. Und natürlich „Danke“ zu sagen. Nicht zuletzt der Tunnelpatin Marita Schmieder. Die Windenerin hatte mit ihrer Bürgerinitiative vehement für das Projekt gekämpft und gilt als dessen Initiatorin. Und: Als Patin versorgte sie oft genug die Bauleute vor Ort mit Vesper und Gebäck.

Die Bauleute von STORZ und den anderen Unternehmen – viele von ihnen dürften sich wohl wiedersehen. Vielleicht beim Bau eines anderen Tunnels?

 

Informationen zu den Bildern:

 

Das Westportal des Brandbergtunnels. Rechts das Betriebsgebäude.

 

Einlaufbauwerk und Tunnel in offener Bauweise vor der Verkehrsfreigabe.

 

Die Erdbauarbeiten am östlichen Tunnelportal lagen auch in den Händen von STORZ.

 

Ein verdientes Glas nach getaner Arbeit: Markus Elsen (Technischer Geschäftsführer), Bauleiter Andreas Böhringer, Susanne Gräfin Kesselstatt (Geschäftsführende Gesellschafterin), Abrechner Alexander Martin, Polier Thomas Stadler, Polier Kai Penkwitz, Projektleiter Johannes Schubert (v.l.).

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