Wissenswert: Was ist eigentlich Niedrigtemperaturasphalt?

Rund um den Bau von Verkehrswegen, um den Tiefbau, den Pflasterbau oder die Gewinnung von Rohstoffen stellen sich manchmal interessante Fragen, die aber gar nicht so einfach zu beantworten sind. Wie funktioniert und wie bedient man eine bestimmte Maschine? Welche Hilfsmittel setzen Kanalbauer ein? Oder was genau macht eigentlich ein Bauwerkinstandsetzer?

Solchen Fragen wollen wir in lockerer Folge nachgehen in unserer Serie „Wissenswert“. Hier erklärt der Leiter des STORZ-Zentrallabors, Christian Hauke, den Niedrigtemperaturasphalt.

 

Was ist Niedrigtemperaturasphalt?

Im Prinzip ist Niedrigtemperaturasphalt nichts anderes als ein temperaturabgesenkter Asphalt. Diese Absenkung kann bis zu 30° C betragen gegenüber den konventionellen Mischguttemperaturen beim Einbau.

 

Gibt es Besonderheiten bei der Herstellung eines solchen Asphaltes?

Das Unterscheidungskriterium sind im Wesentlichen Additive – sogenannte viskositätsverändernde Zusätze – welche dem Asphalt bzw. Bitumen bei der Herstellung an der Mischanlage hinzugegeben werden, um die Verarbeitbarkeit durch die reduzierten Temperaturen zu kompensieren.

 

Welche Zusätze wären dies beispielsweise und wie ist deren Funktion?

Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich hier z.B. um Wachs (organische Zusätze) oder um Zeolith (mineralische Zusätze), welche dem Mischprozess hinzugegeben werden.

Bei Wachsen ist es vergleichbar mit einer Kerze. Im heißen Zustand wird das Wachs flüssig und fungiert dadurch als eine Art Verarbeitungshilfe bei abgesenkten Temperaturen. Sobald das Wachs abgekühlt ist, wird es fest. Man spricht hier vom sogenannten „Umschlageffekt“. Bis dahin sollte der Walzvorgang abgeschlossen sein. Durch die Vermischung mit dem Bitumen verändern sich in der Regel auch die Bindemittelkenndaten, was bauvertraglich berücksichtigt werden sollte. Die Erstellung einer solchen Rezeptur muss immer mit einem Referenzbitumen durchgeführt werden, wodurch der labortechnische Aufwand um einiges höher ist.

Bei Zeolith ist die Wirkungsweise etwas anders. Durch die Wärme im Asphalt wird kontinuierlich Kristallwasser freigesetzt, was wiederum zu einer temporären Volumenvergrößerung im Bitumen führt. Dadurch wird der Asphalt geschmeidiger und lässt sich – ähnlich wie bei den Wachsen – über einen gewissen Zeitraum leichter einbauen. Durch das nahezu rückstandsfreie Verdunsten des Wassers sind keine Veränderungen am Bindemittel zu erwarten, ebenso wenig werden keine zusätzlichen Anforderungen gestellt.  Im labortechnischen Maßstab ist dieser Niedrigtemperaturasphalt vergleichbar zum regulären Asphaltmischgut.

 

Wo werden temperaturabgesenkte Asphalte eingebaut?

Nach gegenwärtigem Stand werden solche Asphalte vorzugsweise bei Baumaßnahmen im Tunnel zur Reduzierung von Emissionen eingebaut. Gegebenenfalls auch im Rahmen von Bauprojekten mit der Vorgabe zur schnellen Verkehrsfreigabe, z.B. bei Start- und Landebahnen am Flughafen. Da sich durch die Absenkung der Temperaturen bei der Herstellung energetische Einsparungen an der Mischanlagen ergeben, ist dies auch wirtschaftlich von Nutzen. Es ist bereits abzusehen, dass zukünftige Baumaßnahmen vermehrt – wenn nicht sogar verpflichtend – in temperaturabgesenkter Bauweise ausgeschrieben werden.

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